Labordiagnostik in der Rheumatologie
Labormedizinische Untersuchungen sind neben der allgemeinen Anamnese, der körperlichen Untersuchung und verschiedenen bildgebenden Verfahren ein wichtiger Baustein zur Diagnosesicherung bei entzündlichen und nicht-entzündlichen rheumatischen Erkrankungen sowie anderen Autoimmunerkrankungen und Fiebersyndromen. Sie unterstützen die Beurteilung der Krankheitsaktivität und die Abschätzung der Prognose. Darüber hinaus ermöglichen Laborwerte die Beurteilung der Funktion und Schädigung betroffener Organsysteme im Zusammenhang mit rheumatischen Erkrankungen.
ANCA-assoziierte Vaskulitis
Zu den ANCA-assoziierten Vaskulitiden (AAV) gehören die
- MPA – mikroskopische Polyangiitis
- GPA – Granulomatose mit Polyangiitis (ehemals M. Wegener)
- EGPA – eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (ehemals Churg-Strauss-Syndrom).
Mit einer Prävalenz von 150/1 Million gehören ANCA-assoziierten Vaskulitiden (AAV) zu den seltenen Erkrankungen. Dennoch erfordern sie eine besondere Aufmerksamkeit, da sie zu einem der wenigen diagnostischen Notfälle in der Autoimmunologie werden können. Wie die meisten anderen Autoimmunerkrankungen nehmen zwar auch die AAV oft einen jahrelangen chronischen Verlauf. Die anfängliche Symptomatik wird wegen der Differenzialdiagnosen mit sehr viel höheren Prävalenz jedoch oft nicht als Beginn einer AAV erkannt. Treten die ersten spezifischen Symptome auf, ist das Zeitfenster bis zum Organversagen oft nur kurz. Umso wichtiger ist dann eine schnelle und sensitive Diagnostik.
Im Rahmen der Vaskulitis-Diagnostik ist gemäß der S1-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der ANCA-assoziierten Vaskulitiden“ grundsätzlich parallele Untersuchung von ANCA, PR3-Ak und MPO-Ak erforderlich.
• ANCA im IFT: Anti-Neutrophilen-Cytoplasma-Antikörper im Immun-Fluoreszenz-Test
• MPO-/PR3-Ak im EIA: Myeloperoxidase- und Proteinase3-Ak im Enzym-Immuno-Assay
Osteoporose
Die Knochenstruktur ist einem steten Umbauprozess unterworfen. Bei einem gesunden Knochen besteht ein Gleichgewicht zwischen Knochenaufbau und -abbau. Tendenziell nimmt die Stabilität des Knochens mit zunehmendem Alter jedoch kontinuierlich ab, was insbesondere postmenopausale Frauen betrifft. Bei der Osteoporose ist der Knochenstoffwechsel in Richtung eines vermehrten Abbaus verschoben. Damit zeigt sich zunehmend eine verminderte Knochendichte mit gestörter Mikroarchitektur. Bereits bei minimaler Belastung sind die fragilen Knochen sehr anfällig für Frakturen.
Entzündlich-rheumatologische Erkrankungen gehen in die Berechnung des individuellen Risikoprofils für Osteoporose ein. Sowohl die rheumatoide Arthritis als auch der systemische Lupus erythematodes (SLE) und die Spondylarthritiden sind jeweils mit einem Risiko für osteoporotische Frakturen assoziiert. Diagnostisch hilfreich ist die Bestimmung von HLA-B27 oder ggf. Rheumafaktor und Anti-CCP-Antikörper. Eine Zöliakie sollte ebenso als Faktor bei der Vorhersage von Knochenbrüchen berücksichtigt werden. Anti-Transglutaminase-IgA und Serum Gesamt-IgA stellen hier labordiagnostisch ein gutes Screening dar.
Entzündungsparameter
Die unspezifischen Entzündungsparameter Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit (BSG) und C-reaktives Protein (CRP) geben Hinweise zur Beurteilung der Krankheitsaktivität von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Beide Parameter sollten gemeinsam bestimmt werden, da in Abhängigkeit von der rheumatischen Grunderkrankung auch nur ein Entzündungsparameter pathologisch verändert sein kann. Einerseits können diese Entzündungsparameter bei aktiver Spondyloarthritiden und bei aktivierter Arthrose unauffällig sein. Andererseits können auch bakterielle Entzündungen und andere entzündliche Erkrankungen zu erhöhten BSG- und/oder CRP-Werten führen.
Immunologische Parameter
Nach der Entdeckung des Rheumafaktors (RF) und der antinukleären Antikörper (ANA) wurden weitere Autoantikörper für die Diagnostik entzündlich-rheumatischer Erkrankungen entwickelt. RF kommt vor allem bei der rheumatoiden Arthritis vor, kann aber auch bei anderen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen erhöht sein. Mit zunehmendem Alter kann der Rheumafaktor jedoch auch ansteigen, ohne dass eine rheumatische Erkrankung vorliegt.
Der CCP-Ak (cyclisch citrullinierte Peptid-Antikörper) ist bei der rheumatoiden Arthritis deutlich spezifischer für die und tritt bei anderen Erkrankungen seltener auf. Wenn sowohl RF als auch CCP-Ak vorhanden sind, beträgt die diagnostische Sensitivität für eine bestehende, beginnende oder in Zukunft zu erwartende rheumatoide Arthritis mehr als 90 %.
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