Therapeutisches Drug Monitoring - Medikamentenspiegelbestimmung

Beim Therapeutischen Drug Monitoring (TDM) soll mittels Kontrolle der Wirkstoffkonzentration im Serum die optimale Dosis eines Medikaments ermittelt werden. Dadurch lassen sich die Effizienz der Behandlung steigern und das Risiko vermindern, dass Nebenwirkungen auftreten.

Denn wie Paracelsus schon wusste: Wirkung und Nebenwirkung sind eine Frage der Dosis.

Der Konzentrationsbereich, in dem ein Medikament seine optimale Wirkung entfaltet, wird therapeutisches Fenster genannt. Unterhalb dieser Konzentration ist das Ansprechen geringer, oberhalb dieses Konzentrationsbereiches können toxische Wirkungen auftreten. Das TDM dient somit der Verbesserung der Therapiewirksamkeit und der Kontrolle der Compliance. Häufig wird TDM in der Schmerzmedizin, der antibiotischen Therapie, der Suchttherapie und in der Psychiatrie eingesetzt.

Wann ist ein Therapeutisches Drug Monitoring indiziert?

Eine Reihe von Zuständen und Verläufen kann eine Überwachung der Konzentration eines Arzneimittels erfordern:

  • Überprüfung der Compliance bei Verdacht auf Nichteinnahme der verordneten Medikamente
  • kein oder ungenügendes Ansprechen trotz klinisch üblicher Dosis
  • Auftreten ausgeprägter Nebenwirkungen bei klinisch üblicherweise gut verträglichen Dosierungen bzw. Auftreten von Nebenwirkungen bereits bei niedrigen Dosierungen
  • forensische Fragestellungen
  • Verschlechterung des Krankheitsbildes bei unveränderter Dosierung
  • Verdacht auf Interaktionen mit anderen Medikamenten bzw. Verabreichung von Medikamentenkombinationen mit Interaktionspotenzial
  • Verdacht auf Intoxikation
  • Verlaufskontrolle
  • eventuell bei der Behandlung von Patientengruppen mit besonderer Pharmakokinetik: Kinder, ältere und multimorbide Menschen
  • genetische Faktoren (Pharmakogenetik)

Welche Medikamente sollten überwacht werden?

Die Arzneimittel, die einer Überwachung bedürfen, lassen sich in verschiedene Kategorien unterteilen:

  • Antiasthmatika: Theophyllin
  • Herzglycoside: Digitoxin, Digoxin
  • Immunsuppressiva (z. B. nach Organtransplantation), z. B. Cyclosporin, Tacrolimus, Sirolimus, Everolimus, Mycophenolsäure
  • Antiepileptika, z. B. Carbamazepin, Lamotrigin, Primidon, Topiramat, Levetiracetam 
  • Antiarrhythmika, z. B. Amiodaron, Flecainid, Chinidin, Propafenon
  • Antipsychotika, z. B. Clozapin, Olanzapin, Quetiapin, Risperidon
  • Antimanika, z. B. Carbamazepin, Lithium, Valproinsäure
  • Analgetika, z. B. Opioide, Paracetamol
  • Antibiotika, Wirkstoffe z. B. Gentamicin, Vancomycin
  • Benzodiazepine

TDM in der Schmerzmedizin 

Laut einer Studie der Nationalen Anti-Doping-Agentur (veröffentlicht März 2021)* gibt jeder dritte deutsche Fußballprofi bei Dopingtests die Einnahme von Schmerzmitteln an. Die Autoren warnen vor Missbrauchspotenzial – und fatalen Nebenwirkungen. 

Aber ACHTUNG! Dieses Problem haben bezahlte Athleten nicht allein. Millionen Bundesbürger greifen regelmäßig zu Schmerzmitteln, häufig ohne ärztliche Verordnung. Die Prävalenz für eine Schmerzmittelabhängigkeit rangiert mit 3,2 % noch vor dem Alkohol (3,1 %). 

Bei Verdacht auf einen missbräuchlichen Einsatz ist deshalb eine labordiagnostische Überwachung per TDM indiziert.

TDM in der antibiotischen Therapie

Für ausgewählte Antibiotika wird TDM bereits erfolgreich im klinischen Alltag umgesetzt und liefert wertvolle Informationen für die Therapieführung. Insbesondere für kritisch kranke Patient*innen ist TDM ein wichtiger Grundpfeiler des Antimicrobial Stewardships.

Ausführliche Informationen über das Zusammenspiel zwischen Pharmakokinetik und Pharmakodynamik von Antibiotika bietet unser LADR informiert zum Thema:

Was Einsender noch wissen sollten

Ein Therapeutisches Drug Monitoring sollte immer an eine gezielte Fragestellung geknüpft sein, also nicht einfach nur zusätzlich im Rahmen von Routinelaboruntersuchungen beauftragt werden.

Die Blutentnahme für das TDM sollte in der Regel im Steady State und Talspiegel am Morgen vor der nächsten Medikamentengabe erfolgen.

Bei Medikamenten mit kurzer Halbwertszeit, engem therapeutischen Fenster und/oder starker toxischer Wirkung sollten zusätzlich Maximalspiegel bestimmt werden, beispielsweise bei Cyclosporin. Dabei ist der Abnahmezeitpunkt genau zu bestimmen und einzuhalten, da sonst eventuell falsche therapeutische Entscheidungen getroffen werden.

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