Leitfaden Hormondiagnostik in der gynäkologischen Praxis

Die Hormondiagnostik ist in der gynäkologischen Praxis ein fester Bestandteil der differentialdiagnostischen Abklärung hormoneller Störungen, Zyklusstörungen, der Beurteilung der ovariellen Funktion sowie des Zyklusmonitorings. Darüber hinaus hat die Hormondiagnostik einen hohen Stellenwert bei der Kontrolle einer ovariellen Stimulation bei Kinderwunschtherapien.

Zunächst sollte bei der Patientin eine sorgfältige Anamnese erhoben werden. Bei einer für die Labordiagnostik relevanten Medikamenteneinnahme können die erhobenen Hormonparameter dann auch richtig gedeutet werden. Beispiele sind ein niedriger Östradiolspiegel unter Einnahme oraler Kontrazeptiva oder ein erhöhter Prolaktinwert, vor allem unter Antidepressiva, Neuroleptika und einigen Antihypertensiva.

Auch Einflussgrößen wie Zyklusphase, Alter der Patientin, Gewicht oder Schwangerschaft spielen bei der Beurteilung vieler Parameter eine Rolle. Somit unterliegt die Hormondiagnostik diversen exogenen Faktoren. Deshalb sollten nicht einzelne Befunde, sondern immer die Gesamtkonstellation inkl. klinischer Symptomatik beurteilt werden.

Je nach Verdachtsdiagnose bzw. der zu untersuchenden Störung ist vor jeder Hormonanalytik vorab eine sinnvolle Auswahl der benötigten Parameter erforderlich.

Für die gynäkologisch-endokrinologische Befundinterpretation und die konsiliarische Beratung stehen Ihnen im LADR Laborverbund klinisch erfahrene Fachärzt*innen für Gynäkologie und Geburtshilfe zur Verfügung:

Hormonspiegel des Ovarialzyklus

 

Basisdiagnostik bei Zyklusstörungen und zur Erfassung der ovariellen Funktion
Diagnostik bei Amenorrhoe zu jedem Zeitpunkt, sonst am 2.-5. Zyklustag (bzw. in ovarieller Funktionsruhe):
  • Estradiol
  • FSH
  • LH
  • Prolaktin
  • Testosteron
  • DHEAS
  • TSH
  • Ggf. AMH bei bestehendem Kinderwunsch (Eizellreservemarker)
Diagnostik am 20.-22. Zyklustag (ggf. der Zykluslänge der Frau anzupassen):
  • Progesteron (Ovulationsnachweis)
  • Estradiol
Störungen der Pubertätsentwicklung (Pubertas tarda/Pubertas praecox)
  • Estradiol
  • LH
  • FSH
  • Testosteron
  • DHEAS
  • Leptin
Androgenisierung (Akne, Hirsutismus, Alopezie)
  • Testosteron
  • Androstendion
  • DHEAS
  • Freier Androgenindex (FAI) – berechnet aus Gesamttestosteron- und SHBG-Werten
  • Bei Alopezie: zusätzlich TSH, Ferritin (ggf. mit CRP), ggf. Zinkspiegel (wenn aus dermatologischer Sicht erforderlich)
Tumordiagnostik
  • Estradiol, AMH, Inhibin B (z.B. Granulosazelltumor)
  • Progesteron (z.B. Thekazelltumor, Chorionepitheliom)
  • DHEAS (Nebennierenrinden-Tumoren)
  • HCG ( embryonale Karzinome)
  • Testosteron (androgenisierende Ovarialtumoren, Nebennierenrinden-Tumoren)
  • Cortisol
  • ACTH bei V. a. Cushing-Syndrom
Adipositas
  • LH
  • FSH
  • DHEAS   
  • Testosteron
  • Androstendion                                                     
  • TSH
  • zusätzlich SHBG, HbA1c
  • ggf. HOMA-Index bei niedrigem SHBG
  • HDL, LDL, Triglyceride, Cholesterin

 

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