NT-proBNP und die eGFR-basierte Korrektur bei Nierenfunktionsstörungen
Die natriuretischen Peptide BNP und NT-proBNP sind gemäß der Leitlinien von großer Bedeutung und werden häufig zur Diagnose und Überwachung von Patient*innen mit Herzinsuffizienz eingesetzt.
Sie werden von den Herzmuskelzellen im Ventrikel als Reaktion auf Dehnung freigesetzt. NT-proBNP ist ein inaktives Fragment des bioaktiven BNP-Moleküls. Insbesondere aufgrund einer höheren Plasmahalbwertzeit und Probenstabilität ist es ein besser geeigneter Laborparameter als das BNP-Molekül an sich. Es ist ein guter Marker für eine übermäßige Belastung des Herzmuskels durch Volumen- und Druckbelastung. Die natriuretischen Peptide wirken sich auf den Salz- und Wasserhaushalt und damit auf die Blutdruckregulation aus.
Vor allem bei unklarer akuter Dyspnoe erlaubt das NT-proBNP einen schnellen Ausschluss einer Herzinsuffizienz. Die aktuelle Herzinsuffizienz-Leitlinie der europäischen Fachgesellschaft für Kardiologie (ESC) empfiehlt daher neben der klinischen Beurteilung und einem EKG die Bestimmung des NT-proBNPs (1). Auch bei Verdacht auf eine chronische Herzinsuffizienz kann bei negativem Testergebnis eine Herzinsuffizienz weitestgehend ausgeschlossen werden. Aufgrund der guten Korrelation mit dem Schweregrad der Herzinsuffizienz eignen sich die natriuretischen Peptide auch zur Steuerung der Therapie. Ein Anstieg der NT-proBNP-Werte kann beispielsweise darauf hinweisen, dass sich die Herzinsuffizienz verschlechtert und die Behandlung dementsprechend angepasst werden muss.
Bei einer bestehenden Herzerkrankung ist das NT-proBNP ein guter Risikomarker für das Herz-Kreislauf-Risiko. Die Höhe des Messwertes korreliert eng mit dem NYHA-Stadium der Herzinsuffizienz. Auch besteht eine Parallele zu der linksventrikulären Pumpfunktion, der Myokarddicke, der Nierenfunktion und dem Blutdruck. Im Falle einer dekompensierten Herzinsuffizienz hat das NT-proBNP Vorhersagewert bzgl. einer möglichen Krankenhauseinweisung. Es ist zur unabhängigen Risikostratifizierung neben dem Troponin bei einem akuten Coronarsyndrom ebenfalls geeignet (2, 3, 4, 5).
Das NT-proBNP ist auch Risikomarker für Menschen ohne bekannte Herzprobleme, aber mit erhöhten Risikofaktoren. Ein erhöhter NT-proBNP-Wert ist als ungünstig zu bewerten. Zudem können erhöhte Messwerte Risikopatient*innen identifizieren, bei denen eine rechtzeitige herzschützende Therapie eine spätere Herzinsuffizienz verhindern kann. Im Ganzen bündelt der Biomarker die Aussagekraft etlicher Risikofaktoren und bietet somit eine übergreifende Einschätzung des Herz-Kreislauf-Risikos und des Sterberisikos bei Menschen mit und ohne erkennbare Risikofaktoren. Randomisierte Studien zeigen, dass eine BNP/NT-proBNP-geführte Herzinsuffizienztherapie die Morbidität reduzieren kann (6, 7).
NT-proBNP ist ein Biomarker, der hauptsächlich über die Nieren aus dem Blutkreislauf ausgeschieden wird. Es gibt eine direkte Beziehung zwischen der glomerulären Filtrationsrate (eGFR) und der NT-proBNP-Konzentration im Serum.