Neue Positiv-Empfehlung von der Initiative „Klug entscheiden“

Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) stellt regelmäßig „Klug-entscheiden“-Empfehlungen für Diagnostik und Therapie vor, die einer Unter- oder Überversorgung vorbeugen sollen.

Entsprechend einer neuen Positiv-Empfehlung soll vor dem Beginn einer gluten- oder weizenfreien Diät (GFD) eine Zöliakie abgeklärt werden, auch wenn das Ziel der GFD lediglich die Besserung unspezifischer Symptome sein sollte.

Ursprünglich wurde eine GFD nur eingehalten, wenn man durch die Diagnose einer Zöliakie dazu gezwungen war. Der persönliche und finanzielle Aufwand war extrem und zudem mit massiven geschmacklichen Einschränkungen verbunden. Durchzuhalten war die notwendige strikte Einhaltung der Diät nur wegen des großen Nutzens, da eine Zöliakie – wie jede andere Autoimmunerkrankung auch – unbehandelt potenziell tödlich verläuft.

In den letzten Jahrzehnten ist das Thema Ernährung weit über den Gesundheitsaspekt hinaus in Zusammenhang mit Schönheit, Fitness, Lifestyle in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Spezielle Diätformen wurden von der Lebensmittelindustrie als lukrativer Markt von nun breitem öffentlichen Interesse entdeckt, so dass mittlerweile auch glutenfreie Produkte nahezu überall günstig und geschmacklich deutlich akzeptabler erhältlich sind.

Insbesondere die geschmackliche Verbesserung hat die Bereitschaft erhöht, auch ohne Zöliakie-Diagnose eine GFD bei verschiedensten Beschwerden auszuprobieren. Entwicklungsgeschichtlich recht spät in unsere Ernährung eingeführt, sind Getreide oft eher schwer verdaulich, so dass auch Nicht-Zöliakie-Patient*innen von einer GFD profitieren. Oft wird zumindest eine Glutenreduktion beibehalten. Problematisch wird das dann, wenn im späteren Verlauf doch noch eine Zöliakie abgeklärt werden soll, da bereits eine Glutenreduktion die Diagnosestellung massiv beeinträchtigen, wenn nicht gar verhindern kann. Zu der für die Diagnostik notwendigen erneuten Glutenbelastung sind viele aufgrund der damit wieder auftretenden Beschwerden nicht mehr bereit. Deshalb empfiehlt es sich, VOR DEM BEGINN einer GFD mit einer einfachen serologischen Untersuchung von Transglutaminase- oder Endomysium-IgA-Ak und dem Gesamt-IgA eine Zöliakie abzuklären.