Neue Multiplex-PCR-Diagnostik der bakteriellen Vaginose
Die bakterielle Vaginose (BV) gilt als häufigste mikrobielle Störung der Vaginalflora der Frau im gebärfähigen Alter. Dabei kommt es zur Verdrängung der Laktobazillen bei einer gleichzeitigen Überwucherung durch obligat anaerobe Bakterien und Gardnerella vaginalis, die die Grundlage eines polymikrobiellen Biofilms bilden.
Das Risiko für die „pelvic inflammatory disease“ (PID), für Infertilität, Spätabort und Frühgeburtlichkeit wird durch die bakterielle Vaginose erhöht. Außerdem besteht ein höheres Risiko für vorzeitige Wehen und Blasensprung. Auch Co-Infektionen mit sexuell übertragbaren Erregern werden durch die vaginale Dysbiose begünstigt.
Als diagnostischer Goldstandard wurde bislang der gramgefärbte Abstrich der Vaginalschleimhaut nach Nugent (Nugent-Score) angewendet, bei dem die verschiedenen Bakterien-Entitäten zueinander in Relation gesetzt werden. Die Bestimmung der Morphotypen erlaubt zuverlässig eine erste orientierende Aussage über Veränderungen der Vaginalmikrobiota.
Die Gramfärbung allein lässt jedoch keine eindeutige Abgrenzung zwischen den Biofilmtragenden Epithelzellen („clue cells“), die für die bakterielle Vaginose charakteristisch sind, und anderen dysbiotischen Veränderungen („pseudo clue cells“) zu. Dies ist jetzt mit molekulargenetischen Verfahren möglich. Durch einen hoch sensitiven, spezifischen und teils quantitativen Nachweis bakterieller DNA kann eine Aussage über das Vorliegen einer Biofilm-bedingten Vaginose abgeleitet werden.
Hierfür wird vor allem die DNA von Gardnerella spp., Fannyhessea (Atopobium) vaginae spp. und Lactobacillus spp. zueinander ins Verhältnis gesetzt.
Gemäß der kürzlich aktualisierten S2k-Leitlinie „Bakterielle Vaginose“ (Stand 06/2023) sollte die molekulargenetische Diagnostik insbesondere bei Schwangeren, bei Frauen mit Frühgeburtlichkeit in der Anamnese sowie bei Frauen mit Kinderwunsch oder nach In-Vitro-Fertilisation (IVF) eingesetzt werden (1). Dies gilt ebenfalls für Frauen nach Versagen einer first-line Therapie oder mit einem Risiko für sexuell übertragbare Erkrankungen (STI), um eine sicherere Diagnostik und gezieltere Therapie zu ermöglichen und um unnötige und insuffiziente antibiotische Therapien möglichst zu vermeiden.
Abrechnung als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL)