Alkoholkonsum und Alkoholsucht nachweisen mit PEth
Mit dem neuen direkten Zustandsmarker PEth verfügen Allgemein-, Arbeits- oder Betriebsmediziner sowie Gynäkologen über einen wichtigen Parameter zum Nachweis von riskantem Alkoholkonsum. In der umfangreich überarbeiteten 4. Auflage der Urteilsbildung in der Fahreignungsbegutachtung (2022) wurde PEth neu als Alkoholmarker aufgenommen.
Parameter zum Nachweis von Alkoholkonsum
Rund 18 % der Männer und 14 % der Frauen in Deutschland betreiben einen riskanten Alkoholkonsum. Für die Labordiagnostik des Alkoholkonsums stehen Ärzten diverse Parameter zur Verfügung.
Es wird zwischen direkten Markern wie PEth und Ethanol mit seinen Metaboliten sowie indirekten Zustandsmarkern wie Gamma-Glutamyl-Transferase (γ-GT) oder Carbohydrat-defizientes Transferrin (CDT) unterschieden. Außerdem ermöglichen verschiedene klinische Marker eine präzise Diagnosestellung sowie Verlaufs- und Prognosebeurteilung.
Getränk | | | |
Bier | 0,25 l | 4,8 Vol-% | 10 g Ethanol |
Glas Schnaps | 3 cl | 40 Vol-% | 10 g Ethanol |
Longdrink | 6 cl | 40 Vol-% | 20 g Ethanol |
Glas Wein | 0,1 l | 12 Vol-% | 10 g Ethanol |
Glas Sekt | 0,1 l | 11 Vol-% | 10 g Ethanol |
Biermixgetränk | 0,33 l | 2,4 - 5 Vol-% | 6-12 g Ethanol |
Hinweis für Ärzte: Die Ursachen für erhöhte Leberwerte sind vielfältig. Neben Medikamenten, Erregern wie Viren und Bakterien, dauerhaft fettreiche Ernährung oder Gallenwegs- und Gallensteinerkrankungen gehören auch Alkohol, Drogen und andere Suchtstoffe dazu.
Um Alkohol als mögliche (Mit-)Ursache auszuschließen bzw. zu bestätigen, kann die Analyse des PEth-Wertes hilfreich sein.
PEth zum Nachweis von Alkoholkonsum am besten geeignet
Die direkten Zustandsmarker PEth (Phosphatidylethanol) und EtG (Ethylglucuronid) lassen sich schon kurze Zeit nach Konsumbeginn nachweisen (Abb. 1). Sie werden zum Beleg eines chronischen Alkoholkonsums in der S3-Leitlinie „Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen“ (Stand 01.01.2021) empfohlen (1). Ein Rückfall respektive Vollrausch lässt sich bis zu 36 Stunden über EtG und sogar bis zu 3 Wochen mittels PEth sicher belegen (Abb. 1).
Abb. 1: Normalisierungszeiten gängiger Marker für Alkoholabusus
PEth zum Nachweis von Alkoholkonsum bei Schwangeren empfohlen
Alkoholkonsum in der Schwangerschaft kann zu Fetalen Alkoholspektrumsstörungen (FASD) der Ungeborenen führen. Demzufolge kommen in Deutschland rund 12.000 Kinder mit irreparablen körperlichen und geistigen Schädigungen zur Welt.
Laut der Empfehlung in der aktualisierten S3-Leitlinie soll zum Nachweis von Alkoholkonsum bei Schwangeren besonders PEth im Blut eingesetzt werden. Denn der direkte Nachweis von Ethanol in Blut, Urin oder der Ausatemluft ist nur einige Stunden möglich und kann somit lediglich akuten Alkoholkonsum nachweisen.
Die Vorteile von PEth im Überblick
Die Bestimmung von PEth in der Routineanalytik bietet im Vergleich zu EtG einige Vorteile:
- PEth hat eine deutlich längere Halbwertszeit (3,7-10,4 Tagen) als EtG (2-3 Stunden) (2). Somit lässt PEth eine Abschätzung des Konsumverhaltens zu (Tab. 1). Dabei handelt es sich aber um Richtwerte, die individuellen Werte können abweichen.
- Durch den langsamen Abbau von PEth kann eine Trinkreduktion sehr gut überwacht und ein Absinken der Konzentration als Motivation für den Patienten dienen.
- Einflussfaktoren wie Lebererkrankungen oder Hypertension haben keine Auswirkung auf die Bestimmung von PEth. Somit kann PEth auch bei Patienten mit Vorerkrankungen zuverlässig Alkoholkonsum nachweisen.
Tab. 1: Bewertung des Alkoholkonsums nach der PEth- oder EtG-Konzentration
PEth-Konzentration | Bewertung |
< 20 ng/ml | Kein oder leichter Alkoholkonsum: < 10 g reiner Alkohol (Abstinenz oder weniger als zwei alkoholische Getränke pro Tag an mehreren Tagen die Woche) |
20 – 200 ng/ml | Signifikanter Alkoholkonsum: Frauen: 10 - 40 g Alkohol pro Tag Männer: 10 - 60 g Alkohol pro Tag (ca. 2-4 alkoholische Getränke pro Tag an mehreren Tagen die Woche) |
> 200 ng/ml | Starker Alkoholkonsum: Frauen: > 40 g Alkohol pro Tag Männer: > 60 g Alkohol pro Tag (mehr als 4 alkoholische Getränke am Tag an mehreren Tagen die Woche) |
Nachweis von Alkoholkonsum mittels PEth – Diese Materialien eignen sich
PEth kann nicht im Urin nachgewiesen werden, dafür aber im EDTA-Blut (kein Vollblut!). Das Kapillarblut ist hierbei eine minimalinvasive Alternative für Urin.
Seit Kurzem kann Peth auch im Speichel detektiert werden. Die Konzentrationen und damit auch die Nachweisfenster sind etwas kleiner, somit kann die Beurteilung nur qualitativ erfolgen. PEth im Speichel ermöglicht die innovative, patientenfreundliche Probennahme, um einen riskanten Alkoholkonsum zu detektieren.
Abrechnung
Parameter | Material | EBM | GOÄ (1,15-fach) |
| | Ziffer | € | Ziffer | € |
PEth | EDTA-Blut, Kapillarblut, Speichel | 32314 | 51,90 | 4210 | 60,33 |