Ein wichtiger Hinweis: Auch wenn die Bestimmung quantitativ erfolgt, ist die Korrelation zum Konsumverhalten der Mutter und damit zum Grad der Schädigung des Kindes nur gering.
Alkohol in der Schwangerschaft: Risikomarker PEth

In Deutschland trinkt rund jede fünfte Frau während der Schwangerschaft Alkohol und riskiert damit bleibende Schäden für ihr Kind.
Denn: Es gibt keine Grenze, bis zu der ein Alkoholkonsum unbedenklich wäre. Die Bestimmung des Risikomarkers Phosphatidylethanol (PEth) kann frühzeitig auf das Problem hinweisen.
Die gesundheitlichen Folgen für den Fötus und das Kind durch Alkoholkonsum in der Schwangerschaft sind gravierend (1, 2):
- Nach aktuellen Schätzungen werden in Deutschland mehr als 10.000 Kinder pro Jahr mit Fetalen Alkoholspektrum-Störungen (FASD) geboren.
- Rund 3.000 Kinder weisen das Vollbild des Fetalen Alkoholsyndroms (FAS) auf.
- Betroffene des FAS sind in der Regel ein Leben lang auf Hilfe angewiesen.
Selbst weniger ausgeprägte FASD führen zu vielfältigen körperlichen, kognitiven und sozialen Einschränkungen, die oft erst im Schulalter entdeckt und relevant werden. Ein großes Problem: Das Krankheitsbild des FAS ist häufig schwer zu diagnostizieren. Das verringert die Möglichkeiten für Betroffene – schon als Säugling, Kind oder später im Erwachsenenalter – eine entsprechende Behandlung zu erhalten. Mögliche Konsequenz: Einige Betroffene sind später nicht erwerbsfähig, aber eine finanzielle Unterstützung, beispielsweise durch die deutsche Rentenversicherung, scheitert an einer fehlenden Diagnose.
Verbreitung von Alkoholkonsum
In Teilen der deutschen Bevölkerung gibt es leider kaum Bewusstsein für Null-Toleranz gegenüber Alkoholkonsum in der Schwangerschaft. Das betrifft nicht etwa in erster Linie sozial schwache und bildungsferne Schichten.
Studien zeigen vielmehr, dass gerade Akademikerinnen in der Schwangerschaft Alkohol konsumieren (3, 4). Suchtprobleme von Schwangeren lassen sich besonders im niederschwelligen Bereich allerdings nur schwer durch eine Anamnese diagnostizieren.
Anteil der Frauen, die in der Schwangerschaft Alkohol konsumieren Soziodemografische Angaben in % | |
---|---|
Sozialstatus | |
Niedriger Sozialstatus | 8 % |
Mittlerer Sozialstatus | 13 % |
Hoher Sozialstatus | 20 % |
Migrationshintergrund | |
Mit Migrationshintergrund | 5 % |
Ohne Migrationshintergrund | 15 % |
Quelle: DHS Factsheet Alkohol in der Schwangerschaft (4)
Abb.1: Umfrage Alkoholkonsum in der Schwangerschaft - bedenkliche Alkoholmenge


Aufklärung dringend erforderlich
In den Richtlinien zur Schwangerschaftsvorsorge ist eine Aufklärung der Mutter zum Thema Alkoholkonsum in der Schwangerschaft vorgesehen. Viele Ärzt*innen nehmen aber insbesondere bei Akademikerinnen an, dass die Problematik bekannt ist und streifen dieses Thema nur. Gleichzeitig ist das Thema Alkoholkonsum in der Schwangerschaft ein Tabuthema und die Hemmschwelle der werdenden Mütter, einen regelmäßigen Konsum zuzugeben, ist entsprechend hoch. Darüber hinaus sind sich manche Frauen der Auswirkungen selbst eines moderaten Alkoholkonsums nicht bewusst (siehe Abb. 1).
In der Anamnese sollten daher unabhängig vom Alter, sozialen Status und Bildungsniveau der Frau ganz explizite Fragen gestellt werden, zum Beispiel:
- Wie war Ihr Alkoholverhalten vor der Schwangerschaft?
- Hat sich ihr Alkoholkonsum in der Schwangerschaft verändert?
- Haben Sie während der Schwangerschaft Alkohol getrunken?
Diese Form der direkten Frage erleichtert es potentiell Schwangeren, ehrlich zu antworten. Zusätzlich kann allgemein für alle Schwangeren ein Labortest gemäß der S3 Leitlinien angeboten werden, insbesondere bei der Feststellung der Schwangerschaft.
Alkoholkonsum nachweisen
Hieraus ergibt sich die Bedeutung labordiagnostischer Parameter. Insbesondere bei den Alkoholkonsummarkern wurden in den vergangenen Jahren einige neue Methoden mit besserer diagnostischer Aussagekraft als die klassische Bestimmung von Carbohydrat-defizientes Transferrin (CDT) oder Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT) eingeführt. Hier sind vor allem direkte Marker wie Ethylglucuronid (ETG) oder Phosphatidylethanol (PEth) hervorzuheben, da diese eine höhere Sensitivität und Selektivität besitzen. Zur Begleitung in der Schwangerschaft ergeben sich im Wesentlichen zwei Vorgehensweisen:
Bestimmung von PEth und ETG im Blut
Während für die direkten Alkoholmarker früher nur die Bestimmung im Urin zur Verfügung stand, kann sie heute mit hoher Sensitivität auch in der Blutprobe erfolgen. Während ETG mit einer Eliminationshalbwertszeit von 2 bis 3 Stunden dosisabhängig nur etwa bis zu 100 Stunden nachweisbar ist, kann PEth auf Grund seiner langen Halbwertszeit von bis zu 10 Tagen z. T. noch drei Wochen nach Konsum nachgewiesen werden. Außerdem erlaubt dieser Parameter eine Einschätzung des Trinkverhaltens (siehe Tab. 1 und 2). So kann zwischen niederschwelligem Konsum und riskantem Trinkverhalten diskriminiert werden. Deshalb bietet sich die Bestimmung von PEth aus EDTA-Blut begleitend zur Schwangerschaft an.
Bestimmung von ETG im Mekonium
Die Bestimmung des direkten Alkoholkonsummarkers ETG kann auch aus dem Mekonium erfolgen. Mekonium, auch Kindspech genannt, wird im zweiten und dritten Trimenon der Schwangerschaft gebildet und ist der erste Stuhl eines Neugeborenen. Er wird in den ersten Stunden bis Tagen nach der Geburt abgegeben – in dieser Zeit ist der Nachweis eines vorangegangenen Alkoholkonsums der Mutter möglich.
Zu diesem Zeitpunkt gibt es zwar keine Möglichkeit mehr, im Sinne des Ungeborenen auf das Verhalten der Mutter einzuwirken, dennoch steht mit dem Mekonium diversen internationalen Studien zufolge ein wichtiges Mittel für die Diagnosestellung zur Verfügung.
Tab. 1: Bewertung des Alkoholkonsums nach der PEth-Konzentration im Blut
PEth-Kontetration | Bewertung |
---|---|
< 20 ng/ml | Kein oder leichter Konsum: |
20 – 200 ng/ml | Signifikanter Konsum: Frauen: 10 – 40 g Alkohol pro Tag (ca. 2-4 alkoholische Getränke pro Tag an mehreren Tagen die Woche) |
> 200 ng/ml | Starker Konsum: Frauen: > 40 g Alkohol pro Tag (mehr als 4 alkoholische Getränke am Tag an mehreren Tagen die Woche) |
Tab. 2: Alkoholgehalt in Getränken
Getränk | Literangabe | Alkoholgehalt | Gramm reiner Alkohol |
---|---|---|---|
Bier | 0,33 l | 4,8 Vol.-% | 11,5 g |
Biermixgetränk | 0,33 l | 2,4 – 5 Vol.-% | 6 – 12 g |
Glas Schnaps | 3 cl | 40 Vol.-% | 10 g |
Glas Sekt | 0,1 l | 11 Vol.-% | 10 g |
Glas Wein | 0,1 l | 12 Vol.-% | 10 g |
Longdrink | 6 cl | 40 Vol.-% | 20 g |
Abrechnungen
Parameter | Material | EBM | GOÄ | ||
---|---|---|---|---|---|
Ziffer | € | Ziffer | € (1,15-fach) | ||
CDT (Carbohydrat- defizientes Transferrin | 2 ml Serum | – | – | 4202 | 24,13 € |
Gamma-GT (Gamma-Glutamyl-Transferase) | 1 ml Serum | 32071 | 0,25 € | 3592.H1 | 2,68 € |
ETG (Ethylglucuronid) | 10 mL Urin, 2 mL Serum oder Kapillarblut | 32314 | 51,90 € | 4210 | 60,33 € |
PETH (Phosphatidylethanol) | 0,1 ml EDTA-Blut, 0,1 ml Kapillarblut oder Speichel | 32314 | 51,90 € | 4210 | 60,33 € |
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