Indikation

Verlaufsbeurteilung der Erythropoese; Hilfestellung zur Einteilung einer Anämie in hyperregenerativ und hyporegenerativ

Hinweis

Retikulozyten sind kernlose Vorstufen der Erythrozyten. Nach dem Austritt aus dem Knochenmark sind Retikulozyten für etwa 24 Stunden während der 4-tägigen Reifung zum Erythrozyten im peripheren Blut nachweisbar. Die traditionell prozentual auf die Erythrozyten bezogene Messung von Retikulozyten im peripheren Blut ermöglicht die Beurteilung der proliferativen Aktivität der Erythropoese.

Material

2 mL EDTA-Blut

Referenzbereich

siehe Befundbericht

Erhöhte Werte

Erhöhte Retikulozytenanteile finden sich bei hyperregenerativen Anämien wie bei einer Blutungsanämie oder bei hämolytischen Anämien. Darüber hinaus kommt es unter Substitution bei Eisenmangelanämien oder Erythropoetin-Therapie der renalen Anämie zu einer Zunahme von Retikulozyten. Ein Anstieg der Retikulozytenkonzentration ist ein früher Indikator der Erholung des Knochenmarks nach Hochdosis-Chemotherapie.

verminderte Messwerte

Verminderte Retikulozytenanteile finden sich bei der renalen Anämie oder der Anämie chronischer Erkrankungen, bei toxischen Anämien, bei myelodysplastischen Syndromen oder aplastischer Anämie sowie bei Eisenmangelanämie oder Vitamin B12- oder Folsäuremangel.

siehe auch
Blutbild

Retikulozytenproduktions Index (RPI) in der Anämiediagnostik

Innerhalb von etwa 4 Tagen reift der aus dem Normoblasten hervorgegangene Retikulozyt aus zum Erythrozyten. Diese Reifung findet überwiegend im Knochenmark statt, von wo aus die Retikulozyten nach etwa 3 Tagen ins periphere Blut auswandern. Bei einer Anämie wird, in Abhängigkeit vom Hämatokrit, die Ausreifung der Retikulozyten in das periphere Blut verlagert. Es resultiert eine verlängerte Aufenthaltsdauer im Blut (Shift der Retikulozyten-Reifung). Bei der Ermittlung der Knochenmarksregeneration ist die Retikulozytenzahl je nach Reifungszeit im Blut nach unten zu korrigieren (Shift-Korrektur).

 

RPI = Retikulozyten in % x tatsächlicher HK

RPI = Shift in Tagen x Ideal-HK 0,45

 

Bei Patienten ohne Anämie liegt der RPI-Wert normalerweise bei 1.

RPI > 2-3: Anämie mit adäquater Regeneration der Erythropoese

RPI < 2: Anämie mit inadäquater Regeneration der Erythropoese

RET-He = Retikulozytenhämoglobin-Äquivalent

Synonym: CHr (content of hemoglobin in reticulocytes)

Der RET-He gibt den durchschnittlichen Hämoglobingehalt der Retikulozyten an und reflektiert dadurch die Effizienz der Hämoglobinisierung von Erythrozyten und wird von modernen Zellzählautomaten bei der Messung der Retikulozyten mitbestimmt. Eine Verminderung kann unabhängig von Begleiterkrankungen wie Niereninsuffizienz oder chronischen Entzündungen als früher Marker für einen funktionellen Eisenmangel dienen. Ret-He ist gut geeignet, den Erfolg einer Substitutionstherapie mit Eisen kurzfristig zu überprüfen.

LADR informiert Nr. 346: Herzinsuffizienz und Eisenmangel

LADR informiert Nr. 299: Anämie: Systematische Basisdiagnostik und hilfreiche Stufendiagnostik