Freies Vitamin D – bessere Beurteilung des Vitamin D-Status

25-Hydroxy-Vitamin D ist ein lipophiles Molekül. Damit es im Blut transportiert werden kann, ist es an Trägermoleküle – Albumin und insbesondere Vitamin-D-bindendes Protein (DBP) – gebunden, nur ein verschwindend kleiner Anteil ist frei, d. h. ungebunden. Nur das freie Vitamin D passiert jedoch die Zellmembran und aktiviert den nukleären Vitamin D-Rezeptor.

Dies ist ein allgemeines Prinzip für viele Steroidhormone. Bei der Bestimmung von Schilddrüsenhormonen ist man daher vor vielen Jahren von der Bestimmung des Gesamt-Schilddrüsenhormons abgegangen und bestimmt heutzutage nur noch die freien Schilddrüsenhormone. Dies ist aber für 25-Hydroxy- Vitamin D erst seit Kurzem in der Routine möglich.

Was ist freies Vitamin D?

Vitamin D ist kein Vitamin im eigentlichen Sinne, sondern ein Hormon. Analog zum Estrogen-, Testosteron- und Schildrüsen-Stoffwechsel (um nur die wichtigsten Beispiele zu nennen) gilt auch für Vitamin D die sogenannte „Freie- Hormon-Hypothese“. Nur freies, nicht gebundenes Vitamin D ist biologisch aktiv, weil es die Zellmembran passieren kann und dennukleären Vitamin D-Rezeptor stimuliert. An DBP gebundenes Vitamin D kann das nicht. Zwischen 85 und 90 % des Vitamin D sind an Vitamin-D-bindendes Protein (DBP), ein kleinerer Teil (10–15 %) auch an Albumin gebunden (Abb. 1). Etwa 1 % des Vitamin D ist frei verfügbar.

Das an Transportproteine (Albumin und insbesondere DBP) gebundene Vitamin D gilt als Reservoir, das den Körperzellen nicht unmittelbar zur Verfügung steht, weil es die Zellmembranen nicht durchdringen kann. Gebundenes Vitamin D kann somit weder der intrazellulär stattfindenden Umwandlung zu 1,25-Dihydroxy-Vitamin D3 (Calcitriol) zugeführt werden, noch kann es als 25-Hydroxy-Vitamin D3 (Calcidiol) an den intrazellulären Vitamin D-Rezeptor binden.

Der Vitamin D-Rezeptor (VDR) befindet sich nämlich nicht wie z. B. bei TSH oder Insulin auf der Oberfläche von Zielzellen, sondern es handelt sich um einen intrazellulär gelegenen, zur Familie der Steroidrezeptoren gehörenden, nuklearen Rezeptor.

Die Mehrheit (85–90 %) von 25-HydroxyVitamin D ist an DBP gebunden.​

Die Konzentration von DBP wird durch Hormone wie Estrogen reguliert. DBP wird in der Leber gebildet und hängt damit von der Leberfunktion ab. Bei Nierenerkrankungen mit großer Proteinurie wird DBP im Urin ausgeschieden. Die Konzentration und Bindungsaffinität der DBP hängt von unseren Genen ab. All diese Störgrößen führen dazu, dass die Korrelation des freien, biologisch aktiven Vitamin D mit dem bisher gemessenen Gesamt-Vitamin D unbefriedigend ist.

Dies gilt insbesondere für Frauen im gebärfähigen Alter und schwangere Frauen (Estrogenabhängigkeit der DBP-Bildung) sowie Patienten mit eingeschränkter Nieren- und Leberfunktion. Die Bestimmung von freien Vitaminen ist unabhängig vom genetischen Hintergrund des Patienten und insbesondere unabhängig von biologischen Störgrößen und reflektiert das biologisch aktive Vitamin D, das mit dem Vitamin D-Rezeptor interagiert. 

Direkte Messung des freien Vitamin D ist jetzt möglich
Ab sofort ist das freie Vitamin D3 (fD3) direkt im Blut für die tägliche Routine messbar. Der für diesen ELISA-Test verwendete Detektionsantikörper bindet an einen Molekülanteil des 25-Hydroxy-Vitamin D, welcher bei DBPgebundenem Vitamin D blockiert ist.

Die Bestimmung erfolgt aus dem Serum. Die Abrechnung erfolgt nach GOÄ analog der Bestimmung von Gesamt-Vitamin D, wie Sie es bisher gewohnt waren.

Parameter EBM GOÄ
  Ziffer Ziffer € (1,15-fach)
25-OH-Vitamin D 32413 18,40 € 4138 21,45 €
1,25-Di-OH-Vitamin D 32421 33,80 € 4139 33,52 €
Freies Vitamin D (fD3) 4138 21,45 €
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