Varizella-zoster-Virus

Erreger der Windpocken und der Gürtelrose (Herpes zoster). Hoch infektiöses Virus, besonders gefährdet sind Immunsupprimierte und seronegative Schwangere.

Diagnostik

Bereits der Krankheitsverdacht einer Varizellenerkrankung ist nach IfSG an das zuständige Gesundheitsamt zu melden! 

 

Symptomatik

Labor-Diagnostik

Hinweis

Überprüfung der Immunität

 

Serologie

 

V.a. Windpocken
Inkubationszeit 8-28 T.

Fieber, charakteristisches juckendes Hautexanthem („Sternenhimmel“)

Serologie
(PCR aus Rachenabstrich/ Bläschen)

PCR aus Abstrich/ Tupfer nicht über EBM abrechenbar!

V.a. Herpes zoster

I.d.R. unilaterale Bläschenbildung innerhalb eines Dermatoms mit z.T. starken Schmerzen

Serologie

 

Komplikationen (Häufigste Komplikation sind bakterielle Superinfektionen.)

Varizellenpneumonie

3-5 T. nach Krankheitsausbruch der Varizellen

 

Häufiger bei Erwachsenen (bis 20%) als bei Kindern

ZNS-Manifestationen

Meningeale Reizung, akute zerebelläre Ataxie

PCR (Liquor)
Ak-Index (Liquor-Serum-Paar)

0,1% der Erkrankungen, günstige Prognose

Übertragung

  • Das Virus ist äußerst kontagiös.
  • Übertragung erfolgt aerogen durch virushaltige Tröpfchen oder durch Schmierinfektion durch virushaltigen Bläscheninhalt.
  • Ansteckungsdauer: 1-2 Tage vor Auftreten des Exanthems bis 5-7 Tage nach Auftreten der letzten Effloreszenzen. Beim Herpes zoster dauert die Ansteckungsfähigkeit bis zur Verkrustung der Bläschen.

Meldepflicht

  • Es besteht eine Arztmeldepflicht nach § 6 IfSG bei Verdacht, Erkrankung und Tod an Varizellen (an das zuständige Gesundheitsamt).
  • Für den indirekten oder direkten Nachweis besteht nach § 7 eine Labormeldepflicht, soweit der Nachweis auf eine akute Infektion hinweist.
  • Es besteht keine generelle Meldepflicht für Ärzte oder Laboratorien nach IfSG.

Therapie

Immungesunde:

  • Bei Windpocken i.d.R. keine spezifische Therapie erforderlich
  • Bakteriellen Superinfektionen kann durch sorgfältige Hautpflege vorgebeugt werden
  • Bei Herpes zoster orale antivirale Therapie indiziert

Immunsupprimierte:

  • Bei Windpocken oder Herpes zoster ist eine parenterale antivirale Therapie indiziert.

Infektion in der Schwangerschaft oder bei Neugeborenen:

  • Passive Immunisierung seronegativer Schwangere innerhalb von 96 Stunden nach Exposition
  • Passive Immunisierung Neugeborener, deren Mutter 5 Tage vor bis 2 Tage nach der Entbindung an Varizellen erkranken

Hinweis: Als Exposition gelten Kontakte zu erkrankten Haushaltsmitgliedern, Aufenthalt mit einer infektiösen Person in einem Raum (für eine Stunde oder länger) oder face-to-face-Kontakt zu einer erkrankten Person.

Immunität

Reinfektionen können vorkommen, verlaufen aber klinisch meist blander als eine Erstinfektion.

Impfempfehlungen

Siehe Impfkalender STIKO

Postexpositionelle Impfung (Riegelungsimpfung):

  • Bei ungeimpften immungesunden Kontaktpersonen mit negativer Varizellen-Anamnese Impfung innerhalb von 5 Tagen nach Exposition oder innerhalb von 3 Tagen nach Beginn des Exanthems beim Indexfall. Der Kontakt zu Risikopersonen sollte vermieden werden.
  • Bei immungeschwächten Patienten, ungeimpften Schwangeren ohne Varizellenanamnese und Neugeborenen, deren Mutter innerhalb von 5 Tagen vor bis 2 Tage nach der Geburt an Varizellen erkrankt innerhalb 96 h nach Exposition mittels passiver Immunisierung möglich.

Hinweise: Als Exposition gelten Kontakte zu erkrankten Haushaltsmitgliedern, Aufenthalt mit einer infektiösen Person in einem Raum (für eine Stunde oder länger) oder face-to-face-Kontakt zu einer erkrankten Person.

Laut Empfehlungen der STIKO sollte nach Lebendimpfung für einen Zeitraum von 3 Monaten eine Schwangerschaft vermieden werden. Eine versehentliche Lebendimpfung stellt jedoch keine Indikation zum Schwangerschaftsabbruch dar. Es konnte bisher kein erhöhtes Risiko für kongenitale Fehlbildungen festgestellt werden (siehe auch Impfseiten STIKO).

Schwangere

Wer ist gefährdet?

  • Seronegative Schwangere, besonders bei Infektion vor der 20. SSW oder im Zeitraum von 5 Tagen vor bis 2 Tage nach der Geburt
  • Von einer Reaktivierung (Herpes zoster) der Mutter geht keine Gefahr für das ungeborene Kind aus.

Häufigkeit einer Infektion

  • Die Durchseuchung mit VZV ist in Deutschland sehr hoch (95% aller Erwachsenen haben Antikörper) und seronegativen Frauen mit Kinderwunsch wird eine Impfung empfohlen (siehe Impfkalender STIKO), so dass eine Primärinfektion in der Schwangerschaft insgesamt ein seltenes Ereignis ist.
  • Bei einer Varizellen-Primärinfektion vor der 20. SSW besteht das Risiko eines kongenitalen Varizellensyndroms. Das Risiko hierfür ist mit 2% am höchsten zwischen der 13. und 20. SSW. Das kongenitale Varizellensyndrom kann zu verschiedenen Missbildungen führen.
  • Bei einer Primärinfektion um den Geburtstermin besteht ein hohes Risiko für konnatale Varizellen. In bis zu 30% kommt es zu Symptomen, wobei das klinische Bild einer Varizellen-Infektion bei Immunsupprimierten ähnelt (Fieber, hämorrhagische Exantheme, Enzephalitis, Myokarditis).

Was kann man tun?

  • Bei Kinderwunsch Impfung seronegativer Patientinnen.
  • Kontakt zu Erkrankten und kürzlich Geimpften mit Symptomen meiden (lt. CDC)
  • Passive Immunisierung seronegativer Schwangere innerhalb von 96 Stunden nach Exposition
  • Passive Immunisierung Neugeborener, deren Mutter 5 Tage vor bis 2 Tage nach der Entbindung an Varizellen erkranken

Hinweise: Als Exposition gelten Kontakte zu erkrankten Haushaltsmitgliedern, Aufenthalt mit einer infektiösen Person in einem Raum (für eine Stunde oder länger) oder face-to-face-Kontakt zu einer erkrankten Person.

Laut Empfehlungen der STIKO sollte nach Lebendimpfung für einen Zeitraum von 3 Monaten eine Schwangerschaft vermieden werden. Eine versehentliche Lebendimpfung stellt jedoch keine Indikation zum Schwangerschaftsabbruch dar. Es konnte bisher kein erhöhtes Risiko für kongenitale Fehlbildungen festgestellt werden (siehe auch Impfseiten STIKO).

Immunsupprimierte

Es können sich schwere Krankheitsverläufe – auch mit letalem Ausgang – entwickeln.