Streptokokken – eine vielfältige Mischung
Streptokokken sind Bakterien, die in verschiedene Gruppen unterteilt werden, von denen jede Gruppe unterschiedliche Infektionen hervorrufen kann. Häufig wird eine Einteilung nach dem vorhandenen Lancefield-Antigen (einem Oberflächen-Polysaccharid) und dem Hämolyseverhalten benutzt, um die medizinisch wichtigsten Streptokokkenarten (Gruppe A, Gruppe B, Viridans-Gruppe) zu beschreiben. Darüber hinaus bestehen enge taxonomische Überschneidungen und Verwandschaften zu den Pneumokokken und den Enterokokken.
Gruppe A Streptokokken (S. pyogenes), die zu den häufigsten Infektionserregern gehören, verursachen Scharlach (toxinbildende Stämme), Haut- und Schleimhautinfektionen (Angina, Pharyngitis) und Eiterungen. Darüber hinaus können im Rahmen einer Erreger Ausbreitung systemische Erkrankungen (Sepsis, Menigitis) entstehen. Für den Erregernachweis von A-Streptokokken eignen sich primär Abstriche entzündlich veränderter Lokalisationen. Immunpathologisch bedingte Folgeerkrankungen (akutes rheumatisches Fieber; akute Glomerulonephritis), bei denen ein direkter Erregernachweis nicht mehr gelingt, sind einer serologischen Diagnostik zugänglich. Zur Verfügung stehen die ADNase B, die Hyaluronidase und das Antistreptolysin.
Gruppe B Streptokokken spielen beim Menschen hauptsächlich in der Geburtshilfe und Neonatologie eine Rolle. Durch eine asymptomatische vaginale Kolonisation, die bei ca. 30-40% aller Frauen vorhanden ist, können diese Erreger bei Durchtritt durch den Geburtskanal auf das Kind übertragen bzw. in die Tiefe der Geburtswege transloziert werden und zu einer Infektion des Kindes und der Mutter führen (neonatale Infektion: Sepsis, Pneumonie und Meningitis; peripartale Infektion: Endometritis, Puerperalfieber). Die Diagnostik erfolgt durch Kultivierung der Erreger aus Abstrichen, Blutkultur und Liquor.
Die Gruppe der Viridans Streptokokken (S. mitis, S. anginosus, S. constellatus, S. intermedius, S. mutans-Gruppe, S. salivarius, S. sanguis) stellt eine Sammelkategorie dar, in die unterschiedliche Streptokokken-Arten eingeordnet werden, deren gemeinsames Merkmal das ‚vergrünende‘ Wachstum aus Blutagar ist (lat. viridans = grünend). Diese Stämme gehören zur Normalflora der Mund-Nasen-Rachenschleimhäute und sind in der Regel apathogen. Nur unter besonderen Bedingungen (z.B. Herzklappenschaden) können die vergrünenden Streptokokken Infektionen, wie z.B. eine protrahiert verlaufende Endokarditis, hervorrufen. Zahnmedizinische Bedeutung hat die S. mutans-Gruppe, da ihr eine zentrale Bedeutung bei der Karies-Entstehung zukommt. Die Diagnostik geschieht durch Erreger-Kultivierung im Rahmen von Abstrichen oder, bei Endokarditis-Verdacht, aus Blutkulturen.