Herpes-simplex-Virus (HSV) Typ 1 und 2
HSV ist ein wichtiger Enzephalitis-Erreger in Deutschland (sowohl bei Primärinfektion als auch bei Reaktivierung). Frühe Diagnostik und Therapie ist entscheidend.
Diagnostik
- PCR aus Abstrichmaterial nach EBM nicht abrechenbar (im Gegensatz zur PCR aus Liquor)!
- Bei V.a. aktive Infektion ist die Serologie von eingeschränkter Aussagekraft, da die Durchseuchung hoch ist und Aussagen zur Aktivität i.d.R. nicht möglich sind.
Manifestationsort | Klinik | Labor-Diagnostik | Hinweise |
Haut/ Schleimhaut | |||
Herpes labialis | Typische lokale Bläschenbildung (Rezidiv) | i.d.R. nicht erforderlich |
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Gingivostomatitis herpetica | Primärinfektion mit Bläschenbildung der Mundschleimhaut | PCR (Abstrich), Serologie |
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Herpes genitalis | Bläschenbildung im Genital-/ Analbereich | PCR (Abstrich), Serologie | Überwiegend durch HSV 2 (ca. 70%), aber auch Infektionen durch HSV 1 sind möglich |
Ekzema herpeticum | Diffuse Ausbreitung der Herpes-Effloreszenzen, bedrohliche Erkrankung | PCR (Abstrich), Serologie | Pat. mit chronischen Hauterkrankungen |
Auge | Keratokonjunktivitis herpetica, Herpes-Keratitis (Rezidiv) | PCR (Abstrich) |
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ZNS | Meningitis/ Meningoenzephalitis (sowohl als Primärinfektion als auch als Rezidiv) | PCR (Liquor) | Bereits bei V.a. eine HSV-Enzephalitis ist mit der Therapie nach der Probennahme zu beginnen! |
Herpes neonatorum | Bläschenbildung an Haut/ Mund/ Auge, Enzephalomyelitis, generalisierte Herpessepsis | PCR | Infektion meist durch HSV 2 im Geburtskanal, besonders gefährdet sind Frühgeborene |
Übertragung
Übertragung durch Schmierinfektion (HSV wird in Tränenflüssigkeit, Speichel- und Genitalsekret ausgeschieden).
Meldepflicht
Virale Meningoenzephalitiden sind in Sachsen-Anhalt bei Erkrankung und Tod meldepflichtig (Verordnung über die erweiterte Meldepflicht bei übertragbaren Krankheiten).
Therapie
Es steht eine Reihe von wirksamen Virustatika zur Verfügung. Bei Haut- und Schleimhauterkrankungen erfolgt die Therapie i. d. R. lokal. Bei schweren Infektionen (Enzephalitis, Herpes neonatorum) und Immunsupprimierten sollte eine i.v. Behandlung erfolgen.
Immunität
Antikörper werden bei Primärinfektion gebildet und bleiben lebenslang nachweisbar. Es treten wiederholte Boosterungen durch Reaktivierungen (asymptomatisch) und Rezidive auf.
Schwangere
Bei Infektion des Geburtskanals mit HSV 2 (seltener HSV 1) kann die Infektion auf das Kind übertragen werden. Das Risiko für eine Übertragung liegt bei Primärinfektion bei ca. 50%, bei einem Rezidiv (kann symptomlos verlaufen) mit ca. 3% deutlich niedriger. Sollten zum Geburtstermin Herpes-Läsionen bestehen, wird ein Kaiserschnitt empfohlen.