Hepatitis-E-Virus (HEV)-Infektion

Erreger einer meist selbstlimitierenden Hepatitis.

Hepatitis E-Diagnostik

Bereits der Krankheitsverdacht ist nach § 6 IfSG namentlich an das zuständige Gesundheitsamt zu melden!

Indikation Klinik Diagnostik
V.a. akute Infektion (Inkubation ca. 30 T.) Ikterus, Fieber, Müdigkeit, Oberbauch-Beschwerden, asymptomatische Verläufe nicht selten Serologie PCR (Stuhl, Serum, EDTA-Blut)

Hinweis: Bei Reaktivität im serologischen Suchtest (IgM- und IgG-Ak) erfolgt eine Bestätigung im Immunoblot.

Hepatitis-E Übertragung

Übertragung fäkal-oral oder durch kontaminiertes Trinkwasser, wahrscheinlich aber auch durch kontaminiertes Schweine-, Wildschwein- und Hirschfleisch. Die Viruskonzentration im Stuhl ist geringer als bei HAV - eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist daher seltener als bei HAV.

Hepatitis-E Therapie

Eine spezifische Therapie existiert nicht. Symptomatische Behandlung mit Alkoholkarenz und ggf. Bettruhe.

Hepatitis-E Immunität

Die Dauer der Immunität ist unklar. Ein Impfstoff befindet sich in der Entwicklung.

Hepatitis-E Meldepflicht

  • Es besteht eine Arztmeldepflicht nach IfSG bei Verdacht, Erkrankung und Tod an akuter Virushepatitis (an das zuständige Gesundheitsamt).
  • Für den Nachweis von HEV (indirekt oder direkt) besteht eine Labormeldepflicht.

Hepatitis E – an sie sollte man denken!

Die Hepatitis E-Infektion hat in den letzten Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen. Die gemeldeten Fälle nehmen kontinuierlich zu. Dies liegt in erster Linie an einer erhöhten Aufmerksamkeit unter den Ärzten und in der Bevölkerung und damit an einer häufigeren Diagnostik, aber auch an den sensitiver gewordenen Testsystemen. Eine Hepatitis E-Infektion wird einfacher gefunden!

Das Hepatitis E-Virus ist der häufigste virale Auslöser der akuten Hepatitis. Weltweit wird von ca. 3 Mio. Erkrankungen pro Jahr ausgegangen, ca. 50.000 Patienten versterben sogar jährlich an einer HEV-Infektion (WHO 2017). In Deutschland galt eine HEV-Infektion lange nur als importierte Reisekrankheit. Neuere Studien belegen jedoch, dass die Mehrzahl der in Deutschland aufgetretenen HEV-Infektionen in Deutschland selbst erworben (autochthon) sind. Die HEV-Infektion ist sogar die in Deutschland häufigste akute Hepatitis (RKI 2017): Ca. 17% der deutschen Bevölkerung haben bereits Antikörper gegen das Hepatitis E-Virus. Schätzungen zufolge gibt es zudem jedes Jahr mehr als 300.000 Neuinfektionen.

Während weltweit Infektionen mit dem Hepatitis E-Virus als Folge von Flutkatastrophen auftreten oder über kontaminiertes Wasser bzw. Lebensmittel verbreitet werden, ist der Übertragungsweg in Deutschland meist über unzureichend gegartes Schweine- und Wildfleisch zu erklären.

Die HEV-Infektion wird daher auch als sog. Zoonose geführt. Selten gibt es darüber hinaus auch Übertragungen durch Bluttransfusionen. Ursächlich für die unterschiedlichen Übertragungswege sind die verschiedenen Genotypen des Virus, von denen es insgesamt 7 gibt (Genotyp 1–4 und 7 können den Menschen infizieren). Die Inkubationszeit der Hepatitis E-Infektion beträgt 15–50 Tage. In Deutschland tritt vornehmlich der Genotyp 3 auf, der in der Regel mit milden Verläufen bzw. asymptomatischen Erkrankungen einhergeht (weniger als 1% der Infektionen verlaufen symptomatisch). Schwere Verläufe können allerdings bei Personen mit vorbestehender chronischer Lebererkrankung auftreten.

Schematischer Ablauf einer akuten HEV-Infektion (modifiziert nach Schüttler und Schaefer 2017):

Bei immunsupprimierten Personen kann eine Infektion mit dem Genotyp 3 chronisch verlaufen (Nachweis des Virus im Blut und/oder Stuhl > 3 Monate), die – wie alle chronischen Lebererkrankungen – in einer Leberzirrhose und Leberversagen enden kann. Hier ist allerdings eine Therapie mit Ribavirin Erfolg versprechend. Über das Persistieren von IgG-Antikörpern besteht nach durchgemachter Infektion eine Immunität über mehrere Jahre. Wie Langzeitstudien jedoch zeigen, fallen diese IgG-Antikörper im Verlauf ab, sodass keine lebenslange Immunität nach HEV-Infektion erreicht wird. Reinfektionen sind daher möglich, verlaufen aber in der Regel ebenfalls milde bzw. asymptomatisch.

Eine Infektion mit dem Genotyp 1 oder 2 tritt in Deutschland nur als importierte Reiseerkrankung auf. Insbesondere bei Schwangeren (letztes Trimenon!) und bei immunsupprimierten Personen können diese Infektionen fulminant verlaufen und zum Tod führen.

Ein direkter Erregernachweis (im Blut und/oder im Stuhl) ist bereits 1 Woche vor Symptombeginn mittels PCR-Untersuchung möglich. Mit Auftreten von Symptomen und/ oder Transaminasenerhöhung (GPT-führend) können zusätzlich IgM-Antikörper im Serum nachgewiesen werden. Es bleibt jedoch bei der Diagnostik zu beachten, dass IgM-Ak bis zu 3 bis 12 Monate nach einer Infektion persistieren können. In Zweifelsfällen sollte der Erregernachweis mittels PCR-Untersuchung hinzugezogen werden.

Eine ausgeheilte HEV-Infektion zeigt sich über isolierte IgG-Ak im Serum. Diese sollten im Immunoblot bestätigt werden, da es unspezifische Reaktionen geben kann. Unter Immunsuppression ist die Serologie nicht aussagekräftig – die Infektion verläuft serologisch stumm. In diesen Fällen muss die Diagnostik über den Erregerdirektnachweis mittels PCR-Untersuchung erfolgen. Eine Impfung gegen HEV ist derzeit nur für den Genotyp 1 und nur in China zugelassen. Die beste Prophylaxe in Deutschland, nicht an einer HEV-Infektion zu erkranken, ist die Erhitzung von Schweine- und Wildfleisch vor Verzehr (1 Min. bei 90 °C oder 10 Min. bei 70 °C). Dies führt zum vollständigen Verlust der Infektiosität des Virus.

Sinnvolle Stufendiagnostik bei klinischem bzw. laborchemischem Verdacht auf eine akute Hepatitis (für Deutschland):

  1. Hepatitis E-Virus (HEV)
  2. Epstein-Barr-Virus (EBV)
  3. Zytomegalie-Virus (CMV)
  4. Hepatitis B-Virus (HBV)
  5. Hepatitis C-Virus (HCV)
  6. Hepatitis A-Virus (HAV)

Literatur:

1. Schüttler CG, Schaefer S. Der Mikrobiologe. 27. Jg. 2017
2. Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2017

Mehr Infos: 

LADR-Analyse
RKI-Ratgeber: HEV
Referenzzentrum/Konsiliarlabor
Informationen der WHO (en)

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