Chlamydia trachomatis
Diagnostik
Screening (PCR aus Urin, optimal: Erster Morgenurin)
- Jährlich bei sexuell aktiven Frauen ≤ 25 Jahre
- Im Rahmen der Mutterschaftsrichtlinien (im Rahmen der Erstuntersuchung, da eine unbehandelte Infektion ein erhöhtes Risiko für Mutter und Kind birgt), siehe auch Schwangere
- Vor Schwangerschaftsabbruch (bei unbehandelter Infektion steigt das Risiko einer PID bei Schwangerschaftsabbruch
Bei V.a. Erkrankung
Entnahmeort für die PCR:
V.a. urogenitale/ aufgestiegene Infektion, V.a. reaktive Arthritis: Erster Morgenurin (Konzentrierung der Erreger über Nacht), Harnröhren-bzw. Zervikalabstrich
V.a. Konjunktivitis, Trachom: Augenabstrich
Klinik | Symptomatik | Diagnostik | Hinweise |
Urogenitale | Männer: Ca. 50% asymptomatisch, sonst Urethritis, Dysurie, eitriger Ausfluss Frauen: Bis zu 80% | PCR | Koinfektionen mit Gonokokken (ca. 15% der männl. Pat.) und andere sexuell übertragbare Krankheiten bedenken! Je nach sexueller Gewohnheit auch Proktitis oder Pharyngitis möglich. |
V.a. | Männer: Epidydimitis, Prostatitis → Frauen: PID (Pelvic Inflammatory Disease), Adnexitis, Salpingitis, Endometritis | PCR Serologie | Die aufgestiegene Infektion ist einer der wichtigsten Gründe für extrauterine Gravidität und sekundäre Sterilität von Frauen.
|
Reaktive | Gelenkbefall: peripher, asymmetrisch, oligoartikulär, untere Extremität | PCR Serologie | Erregerdirektnachweis an der Eintrittspforte sichert die Diagnose. Zusätzlich Serologie sinnvoll, da Direktnachweis im Stadium der Arthritis oft nicht mehr möglich. |
Neugeborenen- | Konjunktivitis (bis zu 30 Tage nach Geburt), seltener Otitis media Pneumonie (bis zu 3 Monate nach Geburt) | PCR | Bei infizierten Müttern kommt es in 60 bis 70% der Fälle beim Durchtritt durch den Geburtskanal zur Infektion des Neugeborenen. |
Lympho- | Zunächst schmerzlose Bläschen, | PCR | Bei HIV-Infizierten Männern beachten. |
Trachom | Follikuläre Keratokonjunktivitis, | PCR | Nahezu ausschließlich in tropischen Ländern. |
Hinweis: Die Serologie beinhaltet die Bestimmung von IgA- und IgG-Ak, wobei die IgA-Ak nicht als Marker für eine aktive Infektion zu betrachten sind.
Ansteckungswege
Übertragung durch sexuellen Kontakt oder perinatal, Trachom durch Schmierinfektionen (infektiöses Augensekret) und Fliegen
Wiederaufnahme sexueller Kontakte sollte erst nach Abschluss der antibiotischen Behandlung (bei einmaliger Azithromycingabe nach 7 Tagen) erfolgen. Auf Grund des Infektionsrisikos wird eine Sicherheitsbehandlung aller Sexualpartner der letzten 60 Tage empfohlen
Meldepflicht
Meldepflicht nach IfSG bei Erkrankung an Trachom oder Lymphogranuloma venerum, nur wenn zwei oder mehr Fälle auftreten, bei denen ein epidemiologischer Zusammenhang wahrscheinlich ist oder vermutet wird.
Immunität
Reinfektionen möglich.
Therapie
Zur Therapie der Chlamydien-Infektion können verschiedene Antibiotika zum Einsatz kommen. Für genauere Empfehlungen siehe Antibiotikaleitfaden.
Zur Verhinderung von Reinfektionen urogenitaler Chlamydien-Infektionen ist bei Therapieindikation grundsätzlich eine Mitbehandlung der Sexualpartner der letzten 60 Tage auch ohne bzw. bei negativ ausfallender Untersuchung (dann im Sinne einer Sicherheitsbehandlung) erforderlich.
Eine prophylaktische antibiotische Therapie bei Neugeborenen von Chlamydia-trachomatis-positiven Müttern wird z.Zt. nicht generell empfohlen(Quelle: CDC STD Treatment Guideline 2010)
Schwangere
Infektionen in der Schwangerschaft erhöhen das Risiko für Komplikationen in der Schwangerschaft sowie das peripartale Erkrankungsrisiko für Mutter und Kind (daher routinemäßiges Screening empfohlen). Bei Chlamydien-Nachweis in der Schwangerschaft ist eine Therapiekontrolle angeraten (3 bis 4 Wochen nach Abschluss der Therapie).
Bei folgenden Indikationen sollte eine zusätzliche Testung zwischen der 30. bis 34. SSW erfolgen:
- Frauen ≤ 25 Jahre
- erhöhtes Risiko für Chlamydien-Infektion (z.B. wechselnder Geschlechtspartner während der Schwangerschaft)
- Chlamydien-Nachweis im Rahmen der ersten Testung (zusätzlich zur Eradikationskontrolle nach Abschluss der Antibiose)
Die Empfehlungen zur Therapie Schwangerer können der Stellungnahme der DGGG zur Chlamydia-trachomatis-Infektion in der Schwangerschaft (PDF) entnommen werden.