Alkoholmarker

Neben den indirekten Alkoholmarkern (CDT, gGT, GOT, GPT, MCV) spielen die direkten Marker in der Diagnose eines riskanten Alkoholkonsums sowie therapiebegleitend zur Erkennung eines Rückfalls eine wichtige Rolle. Neben Atemalkohol oder der Bestimmung von Alkohol im Blut können Stoffwechselprodukte mit zum Teil langer Nachweisbarkeit bestimmt werden. Wichtige Vertreter sind

- Ethylglucuronid (Urin, Serum, Kapillarblut, Haar)

- Phosphatidylethanol (EDTA-Blut, Kapillarblut, Speichel)

Indikation

V.a. Alkoholabusus

Material

10 mL Urin, 4 mL Vollblut, 2 mL Serum oder Heparin-Blut

Hinweis zum Material:

Materialspezifikationen vorsorglich im Einsendelabor bestätigen lassen. Bitte gesondertes Entnahmegefäß verwenden! Vollblut in einem separaten Röhrchen einsenden.

Ethylglucuronid (EtG)

Durchgeführt an folgenden Laboren
Indikation

V.a. Alkoholabusus

Material

10 mL Urin, 2 mL Serum, Kapillarblut oder Haare (für Haare vorherige Rücksprache erforderlich)

Referenzbereich

siehe Befundbericht

Anhand der Messung von Ethanol kann ein Alkoholkonsum bis maximal 24 Stunden sicher nachgewiesen werden. Andere Parameter wie CDT, γ-GT und MCV eignen sich nur für den Nachweis eines längerfristigen Alkoholkonsums (CDT: > 2 Wochen, 60 g/24 h). Die Messung von Ethylglucuronid schließt die diagnostische Lücke zwischen kurz- und langfristigen Nachweisen eines Alkoholkonsums und bietet darüber hinaus den Vorteil des problemlosen Probentransports.

Ethylglucuronid ist ein Stoffwechselprodukt des Ethanols. Ca. 0,5 % des Ethanols werden enzymatisch mit der Glucuronsäure konjugiert und über den Urin ausgeschieden. Die Ausscheidungsdauer ist zwar dosisabhängig und individuell unterschiedlich, geht aber weit über die des Ethanols hinaus. Ethylglucuronid ist ab einer Einzeldosis von 10 g Ethanol nachweisbar. Ein Rückfall bzw. Vollrausch ist ca. 36 Stunden, in einigen Fällen 3 - 4 Tage lang nachweisbar. Im Urin wird zusätzlich der Phase II Metabolit Ethylsulfat bestimmt. Dieser zeichnet sich zum Teil durch eine höhere Stabilität im Urin, insbesondere gegenüber enzymatischer Zersetzung bei Infektion mit E. coli, aus.

Phosphatidylethanol (PEth)

Durchgeführt an folgenden Laboren
Indikation

V.a. Alkoholabusus

Material

0,1 mL EDTA-Blut, 0,1 mL Kapillarblut oder Speichel

Referenzbereich

< 20 ng/ml

Indikation

V.a. Alkoholabusus; Untersuchung auf chronischen Alkoholmissbrauch bei negativer Befragung, aber Verdacht; Erkennung und Differenzierung von alkoholbedingten Erkrankungen wie z.B. Lebererkrankungen, Pankreaserkrankungen, neurologische Erkrankungen; Prävention von alkoholbedingten Schädigungen des ungeborenen Kindes im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge; Therapieüberwachung von abstinenten Patienten (z.B. bei Entziehungskuren); Hilfe zur Beurteilung, ob eine alkoholbedingt entzogene Fahrerlaubnis wieder erteilt werden kann; Überwachung von Personen, die am Arbeitsplatz abstinent sein müssen

Material

2 mL Serum

Referenzbereich

< 2,0 %

Erhöhte Werte

dauerhafter Alkoholkonsum, in Einzelfällen auch Lebererkrankungen (primär biliäre Cholangitis (PBC), chronisch-aktive Hepatitis), genetische Transferrin-Varianten, CDG-Syndrom

CDTs sind Abkömmlinge des Eisen-Transportproteins Transferrin, einem monomeren Glykoprotein mit zwei verzweigten Oligosaccharidketten. Physiologisch enden diese Zuckerketten mit Sialinsäureresten (Neuraminsäuren). Nach chronischem Alkoholgenuss sind jedoch vermehrt Transferrinmoleküle im Blut nachweisbar, denen diese Sialinsäurereste teilweise (Mono-, Di-, Trisialotransferrin) oder vollständig (Asialotransferrin) fehlen.

Diese Transferrinvarianten entstehen vermutlich durch Hemmung der Transferrin-Glucosyltransferase im Hepatozyten durch den ersten Alkoholmetaboliten Acetaldehyd und/oder durch gesteigerte membranständige Neuraminidase-Aktivität auf den Hepatozyten durch Alkohol.

Warum wird der prozentuale Anteil des CDT am Transferrin bestimmt?

Die prozentuale CDT-Ermittlung (%-CDT) eliminiert mögliche Einflüsse individueller Schwankungen der Transferrinkonzentration (z.B. bei Schwangeren) in Bezug auf das Gesamttransferrin.

Welche Trinkgewohnheiten führen zu Veränderungen der %-CDT-Werte?

erhöhte %-CDT-Werte: täglicher Alkoholkonsum > 60 g Alkohol/Tag über mindestens 2 Wochen oder bei chronischen Lebererkrankungen (selten)

nicht erhöhte %-CDT-Werte: einmaliger exzessiver Alkoholgenuss, gelegentlicher Alkoholkonsum

Werte > 2 % CDT sprechen für einen chronischen Alkoholmissbrauch. Der prozentuale CDT-Wert gibt keinen Aufschluss über die tatsächlich aufgenommene Alkoholmenge, sondern bei einer Halbwertszeit von 2 - 4 Wochen rückblickend eine Information über den Verlauf des Alkoholkonsums.


Alkoholkonsum

Antilla-Index: aus γ-GT und CDT berechnet, EtG: Ethylglucuronid, EtOH: Ethanol, EtS: Ethylsulfat, FAEEs: fatty

acid ethyl esters, γ-GT: Gamma-Glutamyl-Transferase, MCV: mittleres korpuskuläres Volumen der

Erythrozyten, PEth: Phosphatidylethanol

*NEU bei LADR! Zusätzlich zum in der S3-Leitlinie empfohlenen Blut als Probenmaterial kann PEth ab

sofort auch im Speichel ermittelt werden.