Intestinale Ökologie / Dysbiose
Die Besiedelung des Darms beginnt mit der Geburt und ändert sich im Laufe des Lebens, auch mit den Ernährungsgewohnheiten. Trotz großer interindividueller Unterschiede sind einige Gattungen essenziell für die vielfältigen Funktionen der Darmflora.
Wichtige Funktionen und essentielle Bakterien der Darmflora
Funktion | Beschreibung | Bakterien, z. B. |
---|---|---|
Protektive Funktion | Anregung der Mucinbildung und Stärkung der Darmbarriere | Akkermansia spp. |
Muconutritive Funktion | Stoffwechselprodukte wie kurzkettige Fettsäuren (Butyrat u. a.) ernähren Enterozyten | Enterokokken, Faecali-bacterium spp. |
Immunmodulierende Funktion | Induktion bzw. Hemmung verschiedener Mediatoren wie Interleukine und Defensine im Sinne einer immunstärkenden und anti-entzündlichen Reaktion | E. coli, Enterokokken |
Vitamin-Synthese | Synthese der essentiellen Vitamine K, B12, B1 (Thiamin), B2 (Riboflavin), B6 (Pyridoaxim) | Bifidobakterien, Laktobazillen |
Ansäuerung | Zur Reduktion von Pilzen und Fäulnisbakterien ist saures Milieu wichtig | Bifidobakterien, Laktobazillen |
Kolonisationsresistenz | Kommensalen verhindern durch pure Anwesenheit (Statthalterfunktionen) ein Überwuchern von pathogenen Keimen. | Bacteroides-Arten |
Die physiologische Darmflora setzt sich aus verschiedenen aerob und anaerob wachsenden Bakterienarten zusammen. Dabei bilden die jeweils erwünschten Keime eine Homöostase, die für die Einhaltung des optimalen pH-Wertes sorgen und als natürliches Mikrobiom die vielfältigen muconutritiven und protektiven Funktionen erfüllen.
Funktion der Darmflora (Überblick)
Ballaststoffe dienen als Nahrung für die Darmbakterien. Diese synthetisieren u.a. H+ (niedriger pH-Wert zur Eindämmung von Hefen), Vitamine (z.B. Vitamin B12, allerdings für den Tagesbedarf nicht ausreichend), oder kurzkettige Fettsäuren z.B. Butyrat (small chain fetty acids SCFAs, dienen den Darmepithelzellen als Nährstoff)
Zu diesen erwünschten Keimen zählen die Aerobier E. coli und Enterokokken, die etwa einen Anteil von 1% haben sollten, und ca. 99% Anaerobier, zu denen die Bifidobakterien, Bacteroides-Arten (vorwiegend im Dickdarm) und Laktobazillen (vorwiegend im Dünndarm) sowie unter anderem die Darmwand-assoziierten Akkermansia muciniphila und Faecalibacterium prausnitzii zählen.
Bei Vorliegen eines natürlichen Mikrobioms wird das Wachstum unerwünschter Keime (Fäulnisbakterien, Pilze) unterdrückt. Eine Störung oder Verschiebung des natürlichen Mikrobioms kann medikamentenbedingt (Antibiotika, Steroide, Immunsuppressiva) oder ernährungsbedingt (reich an tierischem Protein, fettreich, ballaststoffarm) entstehen.
Wenn z. B. proteinspaltende Keime (Fäulniserreger) bessere Lebensbedingungen vorfinden, vermehren sich diese und verdrängen die erwünschte Flora. Ihre Stoffwechselprodukte können den pH-Wert ansteigen lassen. Diese Alkalisierung begünstigt wiederum das Wachstum weiterer unerwünschter Keime (z. B. Hefen).
Als Untersuchungsmaterial benötigen wir eine ausreichend große Stuhlprobe (ca. 2/3 des Stuhlröhrchens, jedoch nicht vollständig gefüllt!), um insbesondere die Anaerobier aus dem Zentrum der Probe nachweisen zu können.
Abrechnungen der Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL)
Untersuchungen | GOÄ-Ziffer | € |
---|---|---|
Quantitative Darmflora (Dysbiose) - kultureller nachweis | 1 x 4530, 2 x 4533, 2 x 4716 | 47,78 € |
Quantitative Darmflora (Dysbiose) + pathogene Erreger- kultureller Nachweis | 3 x 4530, 2 x 4533, 2 x 4716 | 57,10 € |
Molekularbiologische Bestimmung von Faecalibacterium prausnitzii / Akkermansia muciniphila* | 2x 4783 | 58,28 € |
* Die Produktion der PCR Tests zur Quantifizierung von Akkermansia municiphila und Faecalibacterium prausnitzii im Stuhl wurden vom Hersteller im Juli 2023 eingestellt, so dass wir bei fehlender Alternative diese Diagnostik nicht mehr anbieten. Wir bitten um Ihr Verständnis.
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