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Mögliche Probleme bei veganer / vegetarischer Ernährung

Veganer verzichten auf sämtliche Produkte tierischen Ursprungs einschließlich Honig und vermeiden diese meist in allen Lebensbereichen (z.B. Kleidung, Kosmetik).

Grundsätzlich kann sich eine hochwertige, fleischlose Ernährung positiv auf die Gesundheit auswirken und das Auftreten sogenannter Wohlstandskrankheiten wie Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, Atheroskleroseund Adipositas verringern. Möglicherweise besteht ein protektiver Einfluss auf die Entstehung von Krebserkrankungen (Falchetti et al. 2022). Eine überwiegend pflanzliche Kost ist reich an Ballaststoffen, Magnesium, Kalium und Folsäure sowie den Vitaminen A, C und E.

Da Fleisch allerdings neben Proteinen auch viele essentielle Mikronährstoffe wie Eisen, Zink, Calcium und die Vitamine B2, B12 und D enthält, ist es wichtig, diese durch eine bewusste Auswahl der Nahrungsmittel oder ggf. gezielt durch Ergänzungsmittel zuzuführen. Der Konsum von Fisch fängt dies teilweise auf, da er wertvolle Proteine, omega-3-Fettsäuren sowie Vitamin D und B12, Jod und Selen enthält.

Vegane/vegetarische Ersatzprodukte als Alternative sind kritisch zu sehen, da es sich dabei nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)- häufig „um stark verarbeitete Produkte mit einem hohen Gehalt an Zucker, Speisesalz oder Fett [handelt], die zudem mit vielen Zusatzstoffen versehen sind“ (www.dge.de). Auch die Anreicherung mit Mikronährstoffen (sog. fortified food) ändert daran wenig, da deren Bioverfügbarkeit vielfach unklar ist. Eine regelmäßige Kontrolle nachfolgender Parameter kann deshalb empfehlenswert sein.

Vitamin B2 (Riboflavin)

Die regelmäßige Zufuhr von Vitamin B2 (Riboflavin) ist notwendig, denn es stellt die Vorstufe für die Flavin-Coenzyme FAD (Flavin-Adenin-Dinukleotid) und FMN (Flavin-Mononukleotid). Diese sind als Redox-Coenzyme an zytoplasmatischen und mitochondrialen Reaktionen beteiligt und spielen somit eine entscheidende Rolle in vielen Stoffwechselprozessen (Kennedy 2016). Es kommt in Milchprodukten und Innereien, aber auch Vollkornprodukten, Brokkoli, Spargel sowie Spinat vor.

Vitamin B12

Vitamin B12 (Cobalamin) gilt ebenfalls als kritischer Nährstoff, da es in einer für den Menschen verfügbaren Form fast ausschließlich in tierischen Lebensmitteln enthalten ist (DGE). Allein Mikroorganismen können Cobalamin herstellen, dass sich über die Nahrungskette in tierischem Gewebe anreichert.

Pflanzen hingegen benötigen Vitamin B12 nicht für ihre Stoffwechselprozesse und synthetisieren es daher auch nicht. Neben Fleisch / Fisch und anderen tierischen Produkten enthalten mikrobiell fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut oder Kimchi Vitamin B12. Ein geringer Teil des Vitamin-Bedarfs wird vom Darmmikrobiom synthestisiert.

Laborchemisch kann das Vitamin B12 im Serum bestimmt werden. Bei Konzentrationen im hochnormalen Referenzbereich ist ein Mangel unwahrscheinlich. Im niedrig-normalen Referenzbereich kann ein latenter Mangel nicht sicher ausgeschlossen werden. Hier kann die zusätzliche Bestimmung des Holo-Transcobalamins und ggf. der Methylmalinsäure (MMA) die Analytik sinnvoll ergänzen.

  • Holo-Transcobalamin (Vitamin B12 an das Transportmolekül Transcobalamin gebunden) gilt als aktives Vitamin B12. Eine verminderte Konzentration im Serum gilt als Marker für einen bereits entleerten Vitamin B12-Speicher. Die Bestimmung von Holo-Transcobalamin ist aus Serum möglich.
  • Methylmalonsäure (MMA) ist ein Metabolit, der Vitamin B12-abhängig umgebaut wird. Eine erhöhte MMA-Konzentration gilt daher als metabolischer Frühmarker für einen funktionell bedeutsamen Vitamin B12-Mangel. Die Bestimmung von MMA ist aus Serum und Urin möglich.

Vitamin D

Eine entscheidende Rolle für die Resorption von Calcium im Darm und den Einbau in den Knochen spielen die D-Vitamine, eine Gruppe fettlöslicher Vitamine, auch Calciferole genannt. Diese kommen jedoch nur in wenigen Nahrungsmitteln in nennenswerten Mengen vor, von denen die meisten tierischen Ursprungs sind, wie beispielsweise in Fettfischen (Hering, Lachs oder Thunfisch) oder Eiern.

Sowohl tierisches Vitamin D3 (Cholecalciferol) als auch pflanzliches Vitamin D2 (Ergocalciferol) muss erst in der Leber zu Calcidiol (25-Hydroxy-Vitamin D = Vitamin D-25 =25-OH-Vitamin D) und dann in der Niere zu Calcitriol (1,25 (OH)2-Vitamin D, D-1,25) aktiviert werden, um seine biologische Funktion erfüllen zu können (Balachandar et al. 2021). Über die Nahrung werden allerdings nur 10-20 % des Bedarfs gedeckt, weitere Mengen an Cholecalciferol können bei Sonnenlichtexposition der Haut vom Körper selbst aus dem Provitamin 7-Dehydrocholesterol gebildet werden.

Eine unzureichende Vitamin-D-Versorgung stellt derzeit weltweit in allen Schichten und Altersgruppen ein Gesundheitsproblem dar. Über die Analyse der Zwischenstufe Calcidiol (Vitamin D25) lässt sich der Vitamin D-Status aus Blutserum bestimmen.

Die Konzentration von D-25 im Blut ist dabei etwa 1000x höher als die des aktiven Hormons D-1,25. Aus diesem Grund sind Befundkonstellationen möglich, bei denen das aktive Hormon D-1,25 innerhalb des Referenzintervalls, und die Vorstufe D-25 bereits eine Unterversorgung mit Vitamin-D anzeigt.

Calcium

Calcium (Ca) ist nicht nur für den Knochenaufbau wichtig (OSD-ev), sondern auch für eine Vielzahl weiterer physiologischer Vorgänge wie die Blutgerinnung, die Funktion von Muskeln und Nerven sowie die Zellteilung. Es ist vor allem in Fleisch und Milchprodukten, aber auch in Nüssen, Brokkoli und Sojabohnen enthalten. Calcium aus pflanzlichen Lebensmitteln wird möglicherweise nicht so gut aufgenommen wie das aus tierischen Quellen.

Eisen

Das Spurenelement Eisen (Fe) ist nicht nur unentbehrlich für die Funktion von Hämoglobin und Myoglobin und damit für den Sauerstofftransport im Blut und Muskel, sondern auch für den Energiestoffwechsel der Zellen, die Nukleinsäure-Synthese und viele weitere Prozesse (Chen et al. 2019). Es wird im Dünndarm aus der Nahrung resorbiert und intrazellulär gebunden an Ferritin gespeichert, da freies Eisen giftig für die Zellen ist. Über den Ferroportin-Transporter erfolgt die Abgabe ans Blut, wo es gebunden an Transferrin im Körper verteilt wird. Mithilfe des Transferrin-Rezeptors (TfR) können Zellen das zirkulierende Eisen aufnehmen. Zur Abschätzung eines Eisenmangels kann die Menge des löslichen Transferrinrezeptors (sTfR), die direkt proportional zur Anzahl der TfRs auf den Zellen ist, untersucht werden. Bei einem Eisenmangel steigt der Wert an. Im Gegensatz zu Ferritin gehört sTfR nicht zu den Akute-Phase-Proteinen, sodass Entzündungsprozesse die Beurteilung dieses Parameters nicht stören.

Die besten Lieferanten von zweiwertigem Eisen (Fe2+, Häm-Eisen) sind Fleisch und Fisch. Auch viele pflanzliche Lebensmittel wie Haferflocken, Weizenkleie, Sesam oder Kürbiskerne besitzen einen recht hohen Eisengehalt. Das in ihnen enthaltene dreiwertige Eisen (Fe3+) wird vom Körper allerdings dreimal schlechter resorbiert.

Da geringe Anteile des zellulären Ferritins an das Blut abgegeben werden, kann durch die Bestimmung der Ferritinkonzentration im Serum eine Aussage über das gespeicherte Eisen getroffen werden. Zur Beurteilung sollte dann jedoch zusätzlich das CRP bestimmt werden, da Ferrritin zu den Akute-Phase-Proteinen zählt.

Selen, Zink, Jod

Viele lebensnotwendigen Enzyme benötigen die Spurenelemente Selen und Zink für ihre Funktion. Beide Spurenelemente sind vor allem in Fleisch, Fisch und Milch enthalten. Pflanzliche Lieferanten sind Nüsse, Hülsenfrüchte sowie Getreide und für Selen auch Pilze sowie Kohl- und Zwiebelgemüse.

Jod ist Bestandteil der Schilddrüsenhormone, die die Stoffwechselaktivität des Organismus steuern. Gute Lieferanten sind Meerestiere, Milch sowie Algen, Brokkoli und Spinat.

Essentielle Aminosäuren

Der grundsätzliche Proteinbedarf lässt sich gut durch den Verzehr von Hülsenfrüchten und Getreide decken. Allerdings ist in pflanzlichen Lebensmitteln das Vorkommen essentieller Aminosäuren sowie ihre Bioverfügbarkeit deutlich geringer als in Fisch oder Fleisch. Aus diesem Grund kann es hilfreich sein, das Vorhandensein einzelner Aminosäuren gezielt zu bestimmen.

Dies gilt auch für L-Carnitin, das im Körper aus den essentiellen Aminosäuren Lysin und Methionin gebildet. L-Carnitin ist unverzichtbar für die Energiegewinnung aus Fettsäuren, die Zellentgiftung und Membranstabilität (Virmani et al. 2022).

Omega-3-Fettsäuren

Die ungesättigten Omega-3-Fettsäuren sind ein grundlegender Bestandteil von Zellmembranen und Vorläufer einiger Hormone. Sie können nur von Pflanzen synthetisiert werden. Vor allem Algen enthalten große Mengen und dementsprechend auch Seefische, die sich von Algen ernähren. Des Weiteren sind pflanzliche Öle wie Lein-, Raps- oder Walnussöl eine gute Quelle. Der Anteil der beiden wichtigen Vertreter Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) an den Gesamtfettsäuren in den Membranen der roten Blutkörperchen wird als Omega-3-Index angegeben. Dieser kann als Marker für kardiovaskuläre Erkrankungen dienen.

Laborparameter bei veganer / vegetarischer Ernährung

Hier werden Mikronährstoffe berücksichtigt, die bei Omnivoren hauptsächlich aus tierischen Nahrungsmitteln aufgenommen werden.

Parameter Material Begründung
Basisparameter
Kleines Blutbild EDTA Überblick Blutbildung und Proteine,
Eisen-Versorgung
Albumin Serum
Cholesterin ges. Serum
CRP, Ferritin* Serum
ggf. lösl. Transferrin-Rezeptor Serum
Vitamine
Vitamin B2 (Riboflavin) EDTA, lichtgeschützt Vitamine, die zu einem großen Teil aus tierischer Nahrung aufgenommen werden
Vitamin B12 (Cobalamin) Serum
ggf. Holo-Transcobalamin Serum
Vitamin D (Calciferol) Serum
Mineralstoffe / Spurenelemente
Calcium (Ca) Serum Mineralstoffe und Spurenelemente, die zu einem großen Teil aus tierischer Nahrung aufgenommen werden
Magnesium (Mg) Serum
Eisen (Fe)* Serum
Selen (Se) Serum
Zink (Zn) Serum
ggf. Jod (J) Serum
Weitere Parameter
(essentielle) Aminosäuren EDTA-Plasma, gefroren Überblick der Versorgung mit essentiellen Amino- und Fettsäuren
Omega-3-Index EDTA
Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren Serum
ggf. L-Carnitin (ges.) Serum

 

*Zur Beurteilung des Eisen sollten Transferrin und CRP bestimmt werden, ggf. kann der lösliche Transferrin-Rezeptor als entzündungs-unabhängiger Eisen-Parameter bestimmt werden.