McDonagh TA, et al. ESC Scientific Document Group. 2021 ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure. Eur Heart J. 2021 Aug 27

Doehner W, et al. Eisenmangel bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz – diagnostische Algorithmen und therapeutische Optionen anhand der aktuellen Studienlage Dtsch Med Wochenschr 2017; 142(10): 752-757.

Jankowska EA, et al. Iron deficiency and heart failure: diagnostic dilemmas and therapeutic perspectives. Eur Heart J. 2013 Mar;34(11):816-29.

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Okonko DO, et al. Disordered iron homeostasis in chronic heart failure: prevalence, predictors, and relation to anemia, exercise capacity, and survival. J Am Coll Cardiol. 2011 Sep 13;58(12):1241-51.

McDonagh T, et al. Screening, diagnosis and treatment of iron deficiency in chronic heart failure: putting the 2016 European Society of Cardiology heart failure guidelines into clinical practice. Eur J Heart Fail 2018 Dec;20(12):1664-1672.

Cappellini MD, et al. Iron deficiency across chronic inflammatory conditions: international expert opinion on definition, diagnosis, and management. Am J Hematol 2017 Oct;92(10):1068-1078.

Ponikowski P, et al. Beneficial effects of long-term intravenous iron therapy with ferric carboxymaltose in patients with symptomatic heart failure and iron deficiency. Eur Heart J 2015; Mar 14;36(11):657-68.

Herzinsuffizienz und Eisenmangel

Eine häufige Komorbidität bei einer Herzinsuffizienz ist der Eisenmangel – unabhängig von einer manifesten Anämie! Bis zu 50% der von einer Herzinsuffizienz Betroffenen weisen einen Eisenmangel auf. Deshalb empfiehlt die neue Leitlinie der European Society of Cardiology (ESC) von August 2021 die regelmäßige Untersuchung von Patient*innen mit einer Herzinsuffizienz auf einen Eisenmangel und eine Anämie – und gegebenenfalls eine Korrektur des Defizits (1).

Folgen des Eisenmangels

Der durch einen Eisenmangel eingeschränkte Sauerstofftransport führt zu Schäden auf zellulärer Ebene, insbesondere die mitochondriale Energieproduktion ist eingeschränkt. Dies zeigt sich bereits bei latentem Eisenmangel ohne manifeste Anämie.

Ein Eisenmangel kann früh zu einer Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit und einer Verschlechterung der Herzinsuffizienzsymptome führen, zu Müdigkeit und Fatigue sowie zu einer Reduktion kognitiver Leistungen. Darüber hinaus stellt Eisenmangel bei einer chronischen Herzinsuffizienz einen negativen prognostischen Faktor dar (2,3,4). Ein Anstieg der Hospitalisierungs- und Mortalitätsrate in dieser Situation ist durch Studien hinreichend belegt (5).

Aus den genannten Gründen empfiehlt die neue ESC-Leitlinie (Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure) einerseits das regelmäßige Screening für Patient*innen mit einer Herzinsuffizienz auf einen Eisenmangel und eine Anämie sowie andererseits die Korrektur eines etwaigen Eisendefizits. Das Screening kann z.B. alle 6–12 Monate erfolgen. Nach i.v. Eisengabe ist eine Kontrolle frühestens nach 3–4 Monaten sinnvoll. Der weitere Verlauf ist individuell sehr unterschiedlich, so dass der Eisenspeicher manchmal mehr als 12 Monate gefüllt sein kann.

Wann ist von einem Eisenmangel bei einer Herzinsuffizienz auszugehen?

Als Eisenmangel bei einer Herzinsuffizienz wird angesehen (1,5,6,7):

  • Ferritin < 100 ng/ml oder
  • Ferritin zwischen 100 und 299 ng/ml bei einer Transferrinsättigung < 20%

Empfehlungen der ESC für die Behandlung von Anämie und Eisenmangel bei Patient*innen mit Herzinsuffizienz finden Sie in Tab. 1.

Hinweis zur Diagnostik (siehe auch unten): Bei entsprechender Klinik des/der Patient*in sollte auch bei einem Ferritin-Wert ≥ 100 ng/ml bzw. einer Transferrinsättigung ≥ 20% eine Erweiterung der Analytik erwogen werden. Hier kann der lösliche Transferrinrezeptor und das Retikulozyten-Hämoglobin (RetHb) eine sinnvolle Ergänzung darstellen. Auch bei erhöhtem CRP sollte dies erfolgen.

Analytik des Eisenstoffwechsels

Grundsätzlich sollte die Diagnose eines Eisenmangels nicht von dem Vorliegen einer Anämie abhängig gemacht werden! Eine Anämie tritt erst später im Verlauf eines Eisenmangels auf.

Basisdiagnostik

Das Ferritin im Serum spiegelt den Zustand der Eisenspeicher gut wider und ist bei einem Eisenmangel vermindert. Jedoch ist das Ferritin ein Akute-Phase-Protein und kann daher bei Entzündungsgeschehen trotz eines bestehenden Eisenmangels falsch normal sein und damit ein Eisenmangel kaschiert werden.

Auch das Transferrin ist ein (Anti-) AkutePhase-Protein, weshalb die Transferrinsättigung möglichst ebenso wie das Ferritin immer im Zusammenhang mit einer gleichzeitigen CRP-Messung beurteilt werden sollte. 

Die Transferrinsättigung bestimmt den Sättigungszustand des Transportproteins Transferrin mit Eisen. Erniedrigte Werte weisen auf eine verminderte Verfügbarkeit von Eisen hin und kommen sowohl bei Eisenmangel als auch in Akute-Phase-Situationen vor. Das Serum-Eisen und damit auch die Transferrinsättigung unterliegen einer zirkadianen Rhythmik und ist nahrungsabhängig!

Erweiterte Diagnostik

Der lösliche Transferrinrezeptor (lTfR) ist ein moderner Marker für den intrazellulären Eisenbestand. Eine Erhöhung gibt den Hinweis auf einen manifesten oder latenten Eisenmangel (mit eisendefizienter Erythropoese). Er ist ein zuverlässiger Marker der Eisenversorgung bei chronischen Entzündungen, da seine Konzentration unabhängig von AkutePhase-Reaktionen ist. Liegt eine Anämie der chronischen Erkrankung ohne zusätzlichen Eisenmangel vor, ist der lösliche Transferrinrezeptor normwertig. 

Das Retikulozyten-Hämoglobin (RetHb) oder CHr (content of hemoglobin in reticulocytes) gibt den durchschnittlichen Hämoglobingehalt der Retikulozyten an und reflektiert dadurch die Effizienz der Hämoglobinisierung von Erythrozyten. Eine Verminderung kann unabhängig von Begleiterkrankungen wie Niereninsuffizienz oder chronischen Entzündungen als früher Marker für einen funktionellen Eisenmangel dienen. Das Ret-Hb ist auch gut geeignet, den Erfolg einer Substitutionstherapie mit Eisen kurzfristig zu überprüfen.

Korrektur des Eisendefizits

Bereits die CONFIRM-HF-Studie (8) zeigte eine signifikante Verbesserung der körperlichen Belastbarkeit nach Eisensubstitution. Darüber hinaus besserte sich der allgemeine, subjektiv empfundene Zustand der Patient*innen sowie das NYHA-Stadium. Auch die Hospitalisierungsrate war verringert. Die aktuelle ESC-Leitlinie zur Herzinsuffizienz empfiehlt: Bei symptomatischen Herzinsuffizienzpatient*innen mit einer LVEF < 45 % bzw. mit einer LVEF < 50 % nach kürzlich zurückliegendem Krankenhausaufenthalt und Eisenmangel sollte eine intravenöse Eisengabe erwogen werden (1).

Tab. 1: Aus der ESC-HerzinsuffizienzLeitlinie 2021

Empfehlungen für die Behandlung von Anämie und Eisenmangel bei Patienten mit Herzinsuffizienz (HI)

Empfehlungsgrad Evidenzgrad

Es wird empfohlen, dass alle Patienten mit HI regelmäßig auf Anämie und Eisenmangel mittels eines großen Blutbildes, der Bestimmung der Serumferritin-Konzentration und der Transferrin-Sättigung untersucht werden.

 

I

 

C

Eine intravenöse Eisensupplementation mit Eisen-Carboxymaltose sollte bei symptomatischen HI-Patienten mit LVEF ≤ 45% und Eisenmangel, definiert als Serumferritin <100ng/mL oder Ferritin 100–299ng/mL und Transferrin-Sättigung <20%, erwogen werden, um die HI-Symptome zu lindern sowie die Belastungsfähigkeit und die Lebensqualität zu verbessern.

 

IIa

 

A

Eine intravenöse Eisensupplementation mit Eisen-Carboxymaltose sollte bei symptomatischen HI-Patienten, die kürzlich wegen HI hospitalisiert wurden, und mit LVEF <50% und Eisenmangel, definiert als Serumferritin <100ng/mL oder Ferritin 100–299ng/mL und Transferrin-Sättigung <20%, zur Senkung des Risikos einer HI-bedingten Hospitalisierung herangezogen werden.

 

IIa

 

B

Abrechnungen

Parameter Material EBM GOÄ
Ziffer Ziffer € (1,15-fach)
Eisen 1 ml Serum 32085 0,25 € 3620 2,68 €
Blutbild, klein 2 ml EDTA-Blut 32120 0,50 € 3550 4,02 €
C-reaktives Protein (CRP) 1 ml Serum 32460 4,90 € 3741 13,41 €
Ferritin 1 ml Serum 32325 4,20 € 3742 16,76 €
Löslicher Transferrinrezeptor (sTfR) 1 ml Serum 32455 8,90 € A3742 16,76 €
Retikulozyten 2 ml EDTA-Blut 32120 0,50 €

3550

3552

4,02 €

4,69 €

RPI (errechnet)          
Transferrin 1 ml Serum 32106 0,60 € 3575 6,70 €
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