HIV-Neuinfektionen: Noch oft übersehen

Anlässlich des Welt-AIDS-Tages am 1. Dezember hat das Robert Koch-Institut im Epidemiologischen Bulletin einen Überblick über den Verlauf der HIV-Epidemie in Deutschland gegeben.

Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts lebten im Jahr 2021 in Deutschland etwa 90.800 Menschen mit einer HIV-Infektion, von denen rund 8.600 Menschen nichts von ihrer Infektion wissen und das Virus unwissentlich in sich tragen. In demselben Jahr infizierten sich schätzungsweise 1.800 Menschen neu mit dem Virus. HIV wird vor allem durch Menschen übertragen, deren HIV-Infektion noch nicht diagnostiziert wurde. Die Ansteckungsgefahr ist in den ersten Wochen nach einer HIV-Infektion oder bei fortgeschrittener Immunschwäche besonders hoch.

Der häufigste Übertragungsweg ist ungeschützter Geschlechtsverkehr. Die Verwendung von Kondomen ist nach wie vor ein wesentlicher Bestandteil der Prävention von HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI). Patient*innen mit STI können durch Entzündungen, Geschwüre und kleine Schleimhautverletzungen beim Sex mit unbehandelten Menschen mit HIV ein erhöhtes Risiko für eine HIV-Infektion haben. Bei Verdacht auf STI können mittels Multiplex-PCR-Verfahren mehrere Erreger parallel und damit schnell, in der Regel innerhalb von 24 Stunden nach Probeneingang im Labor, nachgewiesen werden. Therapie- und Hygienemaßnahmen können somit rasch eingeleitet werden. In feuchten Blutresten in der Spritze kann sich das HIV mehrere Tage überleben und Personen, die Drogen intravenös konsumieren und Nadeln gemeinsam benutzen, haben ebenfalls ein erhöhtes HIV-Risiko.

Bei unspezifischen Symptomen wie Fieber und Lymphknotenschwellungen ist es wichtig, eine HIV-Infektion differentialdiagnostisch in Betracht zu ziehen und ggf. einen HIV-Test zu veranlassen. Nach einer HIV-Infektion dauert es eine gewisse Zeit, bis der Körper ausreichend Antikörper produziert hat, um nachweisbar zu sein. Während dieser Zeit kann ein HIV-Test falsch negativ ausfallen, selbst wenn eine Person infiziert ist. Daher wird in den meisten Fällen empfohlen, einige Wochen nach einer potenziellen Exposition zu warten, bevor im Labor ein HIV-Test durchgeführt wird und eine Infektion sicher ausgeschlossen werden kann.

Bei rechtzeitiger Diagnose und frühzeitigem Therapiebeginn ist eine HIV-Infektion gut behandelbar und AIDS vermeidbar. Eine frühe Diagnose ist auch entscheidend, um die Übertragung des Virus auf andere Menschen zu minimieren.