Präanalytik in der Mikrobiologie

Die Bedingungen, unten denen bakterielle Infektionserkrankungen diagnostiziert werden, haben sich in den letzten Jahren entscheidend verändert. Viele Infektionserreger sind von einer zunehmenden Widerstandskraft gekennzeichnet. Schon heute breiten sich in den Arzt-Praxen und Kliniken eine Vielzahl von Krankheitserregern aus, die gegen Antibiotika resistent oder sogar multiresistent sind.

Gleichzeitig werden die Liegezeiten in den Kliniken immer kürzer, sodass die bis zur Diagnose verfügbare Zeit oftmals nur wenige Tage oder Stunden beträgt. 

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Um den komplexer werdenden Anforderungen gerecht zu werden, bedient sich die LADR Mikrobiologie modernster Analysetechnik. Einen entscheidenden Beitrag zu kurzen Befundlaufzeiten liefern in den LADR Laboren verschiedene vollautomatisierte Verfahren zur minutenschnellen Differenzierung von Bakterien und Pilzen sowie zur Anzucht und Resistenz-Bestimmung.

Zur Schnellerkennung von multiresistenten Erregern und anderen Leitkeimen werden im LADR Verbund an vielen Stellen neben beschleunigten Kultur-Verfahren Direktnachweise sowie molekularbiologische Nachweise (Polymerase-Kettenreaktion, PCR) durchgeführt. Ergänzt werden die innovativen Nachweismethoden stets durch die traditionellen Verfahren der Mikrobiologie wie Kultur und Mikroskopie.

In Ergänzung zu den erhobenen mikrobiologischen Befunden bietet die LADR Mikrobiologie eine umfangreiche infektiologische Einsender-Beratung an. Unser Beratungsangebot umfasst die gezielte und fachlich begründete Auswahl von relevanten Nachweisverfahren, die Einschätzung und Bewertung der erhobenen Befunde und Resistenzmuster sowie Empfehlungen zum leitliniengerechten, effektiven und kostenbewussten Einsatz von Antibiotika.

Besonderheiten der Präanalytik in der Mikrobiologie

Der Nachweis lebender Organismen stellt aus verschiedensten Gründen einen besonderen Anspruch an das Probenmaterial:

1. Vitalität der Keime

Ein Nachweis von Erregern in Kultur setzt die Vitalität der Mikroorganismen voraus. Der Laborprobentransport kann zum limitierenden Faktor werden. Empfindliche Keime wie z.B. Haemophilus influenzae, Gonokokken oder Pneumokokken müssen möglichst schnell in Kultur gebracht werden, um Sensitivitätsverluste durch eine eingeschränkte Überlebensfähigkeit oder eine Überwucherung der gesuchten Erreger durch Begleitkeime zu vermeiden.

Für ein gutes Ergebnis ist neben der Transportzeit auch die Transporttemperatur entscheidend. Während Blutkulturen z.B. bei Raumtemperatur gelagert werden sollten, ist für Urinproben mit V.a. Zystitis eine Lagerung bei 4 °C optimal, um das Überwuchern der relevanten Keime durch Begleitflora zu verhindern.

2. Lokalisation der vermuteten Infektion

Da Keime je nach Entnahmeort entweder zur physiologischen Standortflora gehören können oder als pathologisch einzustufen sind, ist die genaue Angabe zum Entnahmeort der Probe und zusätzlich die Verdachtsdiagnose wichtig zur Bewertung der Ergebnisse der kulturellen Anzucht. Zudem sollte bei Wundabstrichen eine Kontamination mit Hautkeimen vermieden werden. Die umgebende Haut sollte desinfiziert und der Tupfer von der Tiefe der Wunde an den Rand geführt werden.

3. Tupfer für Kultur und/oder PCR

Bei Abstrichen werden für den kulturellen Nachweis der Keime Tupfer mit festem Transportmedium (Geltupfer) benötigt. Da die Gelmatrix jedoch den Ablauf der PCR stören kann, sollten für diese Anforderung trockene Tupfer verwendet werden. Wenn Tupfer mit flüssigem Transpostmedium (Amies) verwendet werden, können beide Verfahren durchgeführt werden.

4. Zeitpunkt der Materialentnahme

Die Materialentnahme (z.B. Abstriche, Blutkulturen) sollte vor der ersten Gabe eines Antibiotikums erfolgen. Empfindliche Bakterien lassen sich nach Kontakt mit einem Antibiotikum in Kultur nur eingeschränkt anzüchten, sodass eine mögliche Infektion u.U. kulturell nicht mehr nachweisbar ist. Falls eine antimikrobielle Therapie bereits eingeleitet wurde, sollte dies unbedingt vermerkt werden.

5. Kontagiosität

Alle Materialien sind grundsätzlich als kontagiös zu betrachten (Personenschutz). Daher müssen Untersuchungsmaterialien in sterile, verschluss- und bruchsichere Probengefäße gegeben werden (DIN 55515 Teil 1).

Einen Überblick zum Entnahmematerial in der Mikrobiologie für die verschiedenen Fragestellungen gibt auch das LADR Praxisposter zu diesem Thema (DIN A4 Best.-Nr. 114845*).

* Bestellen Sie bei unserem Partnerunternehmen IntermedFreecall 0800 0850-113, Freefax 0800 0850-114

6. Diagnostische Fragestellungen

Zur Identifizierung und ggf. Resistenzbestimmung werden die Erreger kulturell angezüchtet. Die konkrete Anforderung und Fragestellung entscheidet darüber, welche spezifischen Kulturmedien dafür eingesetzt werden, d.h. nach welchen Erregern gezielt gesucht wird. Falls erforderlich, erfolgen ferner die Bestimmung der Keimzahl, eine Identifizierung und/oder eine Resistenzbestimmung für die nachgewiesenen Erreger.

Die Auswahl der Antibiotika (und Antimykotika) für die Resistenztestung erfolgt nach ermitteltem Erreger, klinischer Fragestellung oder nach spezieller Anforderung. Zusätzliche Informationen zur Klinik, spezifische Anforderung, Material, Entnahmeort, Verdachtsdiagnosen, Schwangerschaft, Vorerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus) sind zudem hilfreich bei der Interpretation der Ergebnisse. Für einige Erreger sind zusätzlich besondere Aspekte der Präanalytik zu beachten, siehe dazu A-Z-Labormedizin Leistungsverzeichnis.

Stand: 26.02.2021