Hepatitis? Werde aktiv!
Die WHO (und auch Deutschland) hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 die Hepatitis B und Hepatitis C weltweit zu eliminieren (siehe dazu auch www.hcv-tracker.de). Doch obwohl es gegen die Hepatitis B eine gut verträgliche Impfung und effektive Therapie gibt und die Hepatitis C seit einigen Jahren mit hochwirksamen, nebenwirkungsarmen Medikamenten in den meisten Fällen geheilt werden kann, sind die jährlich dem Robert Koch-Institut (RKI) neu gemeldeten Fälle beider Infektionen hoch (2024: 22.875 HBV-Fälle und 10.512 HCV-Fälle).
Möglicherweise führt die Angst vor einer möglichen Stigmatisierung durch Fehl- oder unzureichende Informationen („Eine Hepatitis C bekommen sowieso nur Drogenabhängige…“ oder „Ich benutze beim Blutabnehmen immer Handschuhe – so bin ich ausreichend geschützt...“) dazu, dass Menschen effektive Schutzmaßnahmen bzw. Diagnose- und Therapieoptionen ungenutzt lassen. Dies kann aber bei chronisch verlaufenden Hepatitiden zu eigentlich vermeidbaren Folgen wie einer Leberzirrhose oder Leberzellkrebs führen.
Daher sollen im Folgenden kurz die wichtigsten Punkte / Informationen bezüglich der in Deutschland am häufigsten auftretenden Virushepatitiden zusammengefasst und einige von ihnen anschließend erläutert werden:
Hepatitis A:
Eine durch Kontakt-/Schmierinfektion übertragbarer Virusinfektion, die nur akut (nicht chronisch), selten schwer und insbesondere im Kindesalter auch symptomlos verlaufen kann. Vorkommen in Deutschland eher selten, wenn, als Ausbruchsgeschehen (wie zuletzt im Januar bis Mai 25), häufiger jedoch als importierte Reiseerkrankung, z.B. bei Reiserückkehrern aus dem Mittelmeerraum. Gut wirksame (Reise-)Impfung vorhanden!
Hepatitis B:
Wird durch Sexualkontakte, während der Geburt und durch Nadelstichverletzung bei fehlender Impfung übertragen. Meist (>90%) akut verlaufend. Unter Immunsuppression besteht die Gefahr einer Reaktivierung. Eine antivirale Dauertherapie führt zur deutlichen Reduktion der Ansteckungsgefahr und Spätfolgen. Gut verträgliche Impfung vorhanden! Der Gebrauch von Kondomen schützt (auch vor anderen Geschlechtskrankheiten wie HIV, Syphilis, Gonokokken).
Hepatitis D:
Nur als Super- oder Doppelinfektion mit Hepatitis B auftretend, schwere chronische Verläufe bis hin zur Leberzirrhose sind möglich. Impfung gegen Hepatitis B schützt auch vor HDV! Seit Juli 2023 erstmalig Therapie zur Behandlung der chronischen Hepatitis D zugelassen.
Hepatitis C:
Wird durch i.v.-Drogenabusus, durch Blutprodukte vor 1992 und durch Nadelstichverletzung übertragen. Oft chronisch verlaufend (> 85%), ohne Behandlung in Leberzirrhose oder Leberzellkrebs endend. Effektive, nebenwirkungsarme Therapie über 8 bis 12 Wochen führt fast immer zur Heilung. Reinfektionen bei erneutem Infektionsrisiko sind möglich. Eine Impfung gibt es derzeit nicht!
Hepatitis E:
Früher nur als „Reisekrankheit“ bekannt, heute in Deutschland durch rohes Fleisch von Schweinen und Wildtieren übertragen. Meist selbstlimitierend verlaufend. Unter Immunsuppression sind allerdings chronische Verläufe möglich, dann antivirale Therapie indiziert. Keine in Deutschland zugelassene Impfung. Ausreichendes Durchgaren bzw. Erhitzen auf > 70 °C über mindestens 20 Minuten tötet Viren ab.
Eine akute Hepatitis verläuft nicht selten unbemerkt ohne körperliche Symptome. Da sowohl die Hepatitis A als auch die Hepatitis E in der Regel selbstlimitierend ist (d.h. sie heilt ohne spezifische Therapie von allein aus), ist dies auch nicht unbedingt entscheidend. Anders sieht es bei der Hepatitis B, Hepatitis C und letztendlich auch der Hepatitis D aus. Auf eine akute Entzündungsphase der Leber kann zu einem mehr oder weniger hohen Prozentsatz eine chronische Entzündung folgen. Diese macht sich meist erst im fortgeschrittenen Verlauf durch eine leichte Leberwerterhöhung bemerkbar. Diese leichte Leberwerterhöhung kann aber auch durch diverse andere Ursachen entstehen. Dies kann dazu führen, dass die Diagnose einer Virushepatitis möglicherweise erst sehr spät bzw. zu spät gestellt wird. Spätfolge einer chronischen Hepatitis ist dann eine Leberfibrose oder Leberzirrhose, die in Leberzellkrebs münden kann. Spätfolgen, die durch eine rechtzeitige Therapie oder auch eine Impfung (im Falle einer Hepatitis B) hätten verhindert werden können.
Um diesem „unbemerkten Weg“ einer Virushepatitis entgegenzuwirken (und auch um dem Ziel der WHO, die Hepatitis B und C bis 2030 zu eliminieren, näher zu kommen), wurde im Oktober 2021 in Deutschland ein Hepatitis-Screening eingeführt. Im Rahmen der allgemeinen Gesundheitsuntersuchung können sich gesetzlich Krankenversicherte ab dem 35. Lebensjahr auch ohne Symptome einmalig (beim Hausarzt) auf Hepatitis B und C testen lassen. So können unbekannte Infektionen aufgedeckt und weitere Maßnahmen ergriffen werden. Sprechen Sie Ihren Hausarzt darauf an!
Auch im Rahmen der allgemeinen Schwangerschaftsvorsorge sollte jede Schwangere möglichst früh auf Hepatitis B getestet werden. Eine Hepatitis B kann nämlich auch dann auf das Kind übertragen werden, wenn bei der Mutter keinerlei Symptome vorliegen. Sollte eine Hepatitis B diagnostiziert werden, können weitere Maßnahmen ergriffen werden, um eine Übertragung auf das Kind zu verhindern! Denn eine Übertragung der Hepatitis B während/unter der Geburt führt zu einem sehr hohen Prozentsatz zu einer chronischen Infektion des Kindes.
Gegen Hepatitis A und B gibt es zudem sehr zuverlässige Impfungen. In der Regel werden sie nur in bestimmten Situationen (wie z.B. als Reiseimpfung gegen Hepatitis A) oder bei Risikogruppen (z.B. medizinischem Personal) empfohlen. Im Jahr 1995 wurde jedoch die Impfung gegen Hepatitis B in die allgemeinen Impfempfehlungen der STIKO bereits im Kleinkindalter aufgenommen. Auch wenn in diesem Alter eine Hepatitis B ohne familiäre Risiken sehr selten ist, haben genau diese selten auftretenden Krankheitsfälle ein besonders hohes Risiko für einen chronischen Verlauf. Eine Impfung hingegen ist in diesem Alter sehr zuverlässig und gut verträglich und hinterlässt in der Regel wahrscheinlich sogar einen lebenslangen Schutz. Spätfolgen wie z.B. der Leberzellkrebs können so verhindert werden. Eine Impfung gegen Hepatitis B ist somit im weitesten Sinne eine Impfung gegen Krebs!
Gegen die anderen beiden Virushepatitiden gibt es derzeit in Deutschland keine Impfung, trotzdem kann man sich schützen: Ein guter Schutz vor Hepatitis C ist der sachgemäße, bewusste Umgang mit Nadeln oder anderen medizinischen Instrumenten („Nadelsharing“ bei i.v.-Drogenabhängigen sollte z.B. konsequent vermieden bzw. bekämpft werden). Ein ausreichendes Erhitzen von Schweine- oder Wildfleisch hingegen kann vor einer Hepatitis E schützen.
-
Analysen
-
Downloads