Das stille Risiko: Familiäre Hypercholesterinämie
Die familiäre Hypercholesterinämie ist eine autosomal dominant vererbte Störung des Lipidstoffwechsels mit einer Prävalenz von heterozygoter FH von 1:217, während die homozygote Form deutlich seltener auftritt (1:250.000). Bei Patient*innen mit homozygoten Gendefekten kann ein Herzinfarkt bereits vor dem 15. Lebensjahr auftreten.
Die FH bleibt jedoch häufig lange unerkannt. Schätzungsweise etwa 85% der Betroffenen werden nicht diagnostiziert und erhalten die korrekte Diagnose typischerweise erst nach einem Herzinfarkt in jungem Alter. Und nur ein Teil der identifizierten Patient*innen erhält die richtige, prognoseverbessernde Therapie, während 80% die therapeutischen Zielwerte nicht erreichen.
Da FH im Frühstadium keine eindeutigen Symptome verursacht, fühlen sich viele Betroffene gesund und zeigen keine sichtbaren Anzeichen. Eine detaillierte Familienanamnese, die frühzeitige Herzkrankheiten oder erhöhte Cholesterinwerte umfasst, wird nicht immer erhoben oder richtig interpretiert. Dies ist jedoch ein entscheidender Hinweis auf FH. Erhöhte Cholesterinwerte werden mitunter als Folge ungesunder Lebensgewohnheiten und nicht als möglicher Hinweis auf eine genetische Störung angesehen. Dies kann dazu führen, dass eine tiefergehende Untersuchung und Diagnose unterbleibt.
Eine FH sollte in Betracht gezogen werden, wenn das nüchtern LDL-Cholesterin bei Erwachsenen > 190mg/dl und bei Kindern >155 mg/dl aufweist. Zudem sollte eine positive Familienanamnese für Hypercholesterinämie und/oder frühzeitige koronare Herzerkrankung oder Xanthome vorliegen. Die genetische Diagnostik weist eine höhere Spezifität als die klinische Diagnostik auf und kann spezifische Mutationen in den FH verursachenden Genen LDLR, APOB und PCSK9 identifizieren. Da Mutationsträger bei gleich hohen LDL-Cholesterin-Werten ein deutlich höheres Risiko für Arteriosklerose aufweisen, ermöglicht die Diagnosesicherung durch den Gentest eine präzisere Prognose und eine intensivere Behandlung der Betroffenen.
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