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Tag der Currywurst am 04. September

Wo genau die Currywurst erfunden wurde, kann wohl nicht mehr abschließend geklärt werden; ob in Berlin, Hamburg oder doch vielleicht im Ruhrgebiet – Tatsache ist: die Currywurst ist ein echter Fastfood-Klassiker.

Kein Wunder, denn die Kombination von Bratwurst (fett-reich) und Tomaten-/Currysoße (kohlenhydrat-reich) scheint ein unwiderstehlicher Trigger für die Nahrungsaufnahme zu sein – auch weit jenseits der Sättigungsgrenze. So wird die ca. 50:35-Verteilung von Kohlenhydraten:Fett auch als “Fressformel“ bezeichnet – wir können einfach nicht aufhören zu essen, bis nichts mehr da ist. Eine vergleichbare Zusammensetzung findet sich z.B. auch in Chips, Erdnussflips, Torten und Schokoriegeln. 

Essen über die Sättigung hinaus war evolutionär sicher sinnvoll, denn die nächste Mahlzeit lag in ungewisser Ferne. In einer Umgebung der permanent verfügbaren Lebensmittel mit einem Überangebot an Produkten mit eben dieser ungünstigen Kohlenhydrat-Fett-Verteilung hat dieses Verhalten fatale Folgen. Es legt den Grundstein für die schleichende Entwicklung des Metabolischen Syndroms.

Die „Fressformel“ 

Warum reagiert der Organismus so stark auf diese Kombination?   

In Zeiten ungewisser Verfügbarkeit von Nahrung war es wichtig, die aufgenommenen Energieträger zu speichern. Dies geschieht in Form von Speicherfetten (Triglyceriden), für deren Synthese man gleichzeitig Kohlenhydrate und Fette benötigt. 

Nahrungsmittel, die beide Komponenten beinhalten, sorgen also besonders effektiv für den Ausbau des Speicherfettes. 

Aufbau von Speicherfetten

Fett + Kohlenhydrate: Für die Synthese des Speicherfettes (Triglyceride) benötigt die Fettzelle Glycerin und Fettsäuren. Die Fettsäuren stammen aus der Nahrung (nach fett-haltiger Mahlzeit). Für die Bereitstellung des Glycerins benötigt die Fettzelle Glucose, die nach einer (gleichzeitig) kohlenhydrat-reichen Mahlzeit ausreichend im Blut vorhanden ist.  

z.B. Currywurst 

Fett ohne Kohlenhydrate: Besteht eine Mahlzeit überwiegend aus Fett (mit oder ohne Protein), ohne gleichzeitig viele Kohlenhydrate zu enthalten, könnte im Fettgewebe kein Speicherfett gebildet werden. Viele Diäten beruhen auf diesem Prinzip (Atkins-Diät, Low-Carb etc.) 

z.B. Bratwurst (ohne Ketchup- / Currysoße) 

Tipp für den Alltag: um die unnötige Einlagerung von Speicherfett zu verhindern, kann man versuchen, fett- und kohlenhydrat- reiche Lebensmittel zeitlich getrennt voneinander zu sich zu nehmen (s.u.) 

Abbau von Speicherfetten

Speicherfett-Abbau: Die energiereichen Fettsäuren werden im Fettgewebe als Triglyceride (Speicherfette) eingelagert. Der Abbau der Triglyceride, also das Bereitstellen der gespeicherten Fettsäuren, wird im Wesentlichen über das ‚Hungerhormon‘ Glucagon reguliert. Die Triglyceride werden mittels einer Lipase gespalten, wobei dann jeweils ein Glycerin und drei Fettsäuren entstehen. Das Glycerin ist wasserlöslich, wird ans Blut abgegeben und kann von der Leber abgebaut werden. Die Fettsäuren sind lipophil und werden im Blut an Albumin gebunden transportiert. Sie werden von nahezu allen Geweben (außer ZNS und Erythrozyten) aufgenommen und können via beta-Oxidation zum ATP-Gewinn abgebaut werden. 

Im ‚Langzeitspeicher‘ Fettgewebe stehen also dichtgepackte, hochenergetische Speicherfette zur Verfügung, um in Zeiten der Nahrungskarenz (Hunger, Fasten) das Überleben zu sichern. Außerdem erlaubt der Speicher eine ausgedehnte Muskelaktivität auch ohne zeitgleiche Nahrungsaufnahme.  

Wenn die Fettreserven nicht ‚abgerufen‘ werden, nimmt das Fettgewebe bei fortgesetzter hochkalorischer Ernährung natürlich immer weiter zu. 

Fette und Kohlenhydrate trennen 

Beispiele:  

  • kohlenhydratreich: z.B. Brot, Nudeln, Reis, Kartoffeln, Säfte, gesüßte Fertigprodukte 
  • fettreich: z.B. Wurstwaren, Käse, Sahne-haltige Produkte, pflanzenfett-haltige vegane Produkte 
     
  • Bratwurst pur oder mit etwas Senf, aber kein Brot statt Currywurst mit Tomaten-/Currysoße (Ketchup / Currysoßen bestehen zu ca. 40% aus Kohlenhydraten) 
  • Brötchen mit Marmelade (mit wenig Butter / Margarine) statt Brötchen mit Wurst / Käse / Remoulade 
  • Blechkuchen ohne Sahne statt Blechkuchen mit Sahne 
  • viel Pasta mit wenig Soße oder viel Soße mit wenig Pasta  statt viel Pasta mit viel Soße

Weitere Informationen finden Sie hier:

Hoch/Kreitz/Gaffling/Pischetsrieder/Hess in PlosOne, 8, e55354 vom 7. Februar 2013 (doi:10.1371/journal.pone.0055354) und hierzu die Web-Publikation der FAU vom 16. April 2013 sowie Scientific Reports, 5, 10041 (doi:10.1038/srep10041) mit der Web-Publikation der FAU vom 15. Mai 2015