Die Leber ist Stoffwechsel-, Entgiftungs-, Speicher- und Syntheseorgan.
Darüber hinaus ist die Leber außerordentlich leidensfähig – eine hochkalorische und/oder schadstoffreiche Ernährung äußert sich über viele Jahre lediglich in moderat erhöhten Leberwerten ohne weitere Beschwerdezeichen. Die neu überarbeitete und ergänzte Leitlinie Klinische Ernährung in der Gastroenterologie (1)-Leber der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) e.V. gibt Empfehlungen für die Ernährung (oral / enteral / parenteral) bei einer alkohol- und nicht-alkohol induzierten Steatohepatitis (ASH, NASH), einer Leberzirrhose, nach Lebertransplantation und bei Akutem Leberversagen.
NAFLD (jetzt MASLD)
Hochkalorische Ernährung hat nicht nur eine Gewichtszunahme, sondern u.a. auch eine Fetteinlagerung in der Leber zur Folge. Bei negativer Alkohol-Anamnese spricht man von einer nicht-alkoholischen Fettleber (NAFL), aus der sich im Weiteren (entzündlichen) Verlauf über eine Steatohepatitis (NASH) eine Fibrose, und daraus eine Zirrhose entwickeln kann.
Die Diagnostik einer NASH erfolgt dabei anhand bildgebender Verfahren und ggf. einer Biopsie, wenn andere Ursachen (Alkoholkonsum, HCV-Infektion, Medikamenten-induziert) ausgeschlossen wurden. Bei diagnostizierter NAFLD kann das Fibrose-Risiko z.B. anhand des FIB4-Scores betrachtet werden.
Hinweis:
Aktuell erscheint die europäische Clinical Practice Guideline in Zusammenarbeit der EASL, EASD und EASO (European Association for the Study of the Liver, Diabetes and Obesity). Hier wird die bislang als NAFLD bezeichnete Gruppe von Erkrankungen als MASLD (Metabolic-associated steatotic liver disease) bezeichnet. Somit wird die Problematik der zunehmend metabolisch verursachten Lebererkrankungen hervorgehoben.
Ursachen für einer NAFLD/MASLD ist überwiegend in der Ernährung / im Lebensstil zu finden. Eine erhöhte Kalorienzufuhr sowie eine fett- und kohlenhydratreiche Ernährung liegen der Entwicklung meist zugrunde. Das ergab eine Analyse der Ernährungsgewohnheiten von NASH-Patienten. So werden die NAFLD/MASLD als hepatische Manifestation eines Metabolischen Syndroms betrachtet. Von einem Metabolischen Syndrom spricht man, wenn eine Adipositas, ein Diabetes mellitus Typ 2, eine Fettstoffwechselstörung und eine Hypertonie vorliegen.
Ernährung bei NAFLD(MASLD)
Insbesondere wird auf einen Zusammenhang zwischen Fructose-Glucose-Sirups als Süßungsmittel in Erfrischungsgetränken und der zunehmenden Häufigkeit von Adipositas hingewiesen. Hier sollte zu kalorienfreien Getränken gewechselt werden.
Für die Aufnahme von Makronährstoffen (Proteine, Kohlenhydrate, Fette) werden folgende Empfehlungen gegeben:
- bei BMI < 30 [kg/m2]: 38 kcal / kg KG x d mit 1,1 g Protein / kg KG x d
- bei BMI > 30 [kg/m2]: 25 kcal / kg KG x d mit 2,0 g Protein / kg KG x d
Eine Supplementation von Vitamin E zur Behandlung einer NASH wurde untersucht. Hier werden verschiedene Studien in der Leitlinie zitiert, deren Ergebnisse widersprüchlich sind. Eine Metaanalyse zur Antioxidantien-Supplementation bei Lebererkrankungen zeigte keinen signifikanten Effekt auf die leberbezogene Mortalität.
Cholin (Vitamin B4) ist Bestandteil von Neurotransmittern, Membranlipiden und Lipoproteinen. In einer Patientengruppe wurde bei verminderter Cholinaufnahme eine verstärkte Fibrose beobachtet. Bei sehr dünner Datenlage können derzeit keine Empfehlungen hinsichtlich einer Supplementation des Cholins gegeben werden.
Der Effekt einer L-Carnitin-Gabe in Verbindung mit einer Diät zeigte eine Reduktion der Entzündungsparameter sowie verbesserte Werte hinsichtlich der Glucose, des Lipidprofils, des HOMA-Index und der Leberfunktion. Dies sind jedoch erst vorläufige Ergebnisse, sodass auch hier keine Empfehlungen abgegeben werden.
Abgeleitet aus der Ernährungsempfehlung intensivpflichtiger Patienten wird hier für adipöse Patienten auf ein niedriges Nichteiweiß-Kalorien/Stickstoff-Verhältnis und auf die Verwendung unterstützender Supplements zur Modulation des Immunsystems und zur Minderung der Entzündungsreaktion hingewiesen. Dazu zählen bestimmte Aminosäuren (Glutamin, Arginin), omega-3-Fettsäuren und verschiedene Vitamine / Antioxidantien.
Erhöhte Leberwerte, weitere Ursachen
Toxische Substanzen
Alkohol und Medikamente können die Leber schädigen. Aber auch diverse sog. Sekundäre Pflanzenstoffe können negative Auswirkungen auf die Leber haben. Phytotherapeutika unterliegen kaum einheitlichen Zulassungs- oder standardisierten Herstellungsverfahren. Neben den Pflanzenstoffe selbst können auch unbekannte Beistoffe (z.B. Pestizide) die Leberfunktion beeinträchtigen.
Virale Infektionen
Am 28.07.24 ist Welt-Hepatitis Tag. Dabei geht es insbesondere um Informationen über Risiken, Schutz und Behandlungsmöglichkeiten der Virushepatitis B und C. In Rahmen der Gesundheitsuntersuchung wird allen gesetzlich Versicherten ab dem 35. Lebensjahr ein Screening (HBs-Antigen und HCV-Antikörper) angeboten.
Stoffwechselstörungen
Genetisch determiniere Lebererkrankungen manifestieren sich häufig erst im Erwachsenenalter. Dazu zählen die hereditäre Hämochromatose, der Morbus Wilson und der alpha-1-Antitrypsin-Mangel.
Autoimmunerkrankungen
Neben der Autoimmmunhepatitis, der Primär Biliären Cholangitis (PBC) und der Primär Sklerosierenden Cholangitis (PSC) kann auch eine Zöliakie zu erhöhten Leberwerten führen. Autoimmunerkrankungen können durch genetische und epigenetische Faktoren begünstigt werden, konkrete Auslöser und Trigger sind Gegenstand weiterer Untersuchungen.
Weitere Informationen zur Abklärung erhöhter Leberwerte (inkl. Diagnostik-Schema) finden Sie hier:
Download des Diagnsotikschemas DinA4
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