Hepatitis-C-Virus (HCV)

Erreger der Hepatitis C – hohes Risiko einer Chronifizierung (über 50%) bis hin zum Leberzellkarzinom bei initial oft klinisch inapparentem Verlauf.

Diagnostik

Bereits der Krankheitsverdacht ist nach § 6 IfSG namentlich an das zuständige Gesundheitsamt zu melden!

 

Parameter

Material

Hinweis

V.a. Infektion

Anti-HCV -
bei Reaktivität
Bestätigung im
Immunoblot
HCV-RNA (PCR)

Serum/
EDTA-Blut

HCV-RNA sinnvoll zur Differenzierung einer frischen/ chronischen oder abgelaufenen HCV-Infektion und zur Verkleinerung des diagnostischen Fensters (bereits 1-2 Wochen nach Infektion detektierbar).
Bei Erstdiagnose Abklärung von Koinfektionen (HIV, Hepatitis B, Hepatitis A).

Nach Nadelstichverletzung

Anti-HCV + ALT
(GPT)

Serum

Siehe auch Nadelstichverletzung

Vor Therapie

HCV-Genotyp HCV-RNA quantitativ Ggf. IL28B-Genotypisierung

EDTA-Blut

Die Bestimmung des Il28B-Polymorphismus erlaubt neben der Genotypisierung eine weitere Abschätzung des Therapieerfolges.

Während Therapie

HCV-RNA quantitativ

EDTA-Blut

Bestimmung in den Wochen 4,12,24 und zum Therapieende, sowie 12 und 24 Wochen nach Therapieende.

Immunkompromittierte, HIV-/ Dialysepatienten

Anti-HCV + HCV-RNA

Serum/
EDTA-Blut

HCV-Antikörper können fehlen, daher zusätzlich HCV-RNA-Bestimmung notwendig.

Nadelstichverletzung

Das Risiko einer HCV-Infektion nach Stichverletzung mit HCV-kontaminierten Nadeln ist durchschnittlich <1%. Es steht weder eine aktive noch passive Immunisierung zur Verfügung. Eine Postexpositionsprophylaxe hat z. Zt. bei Verletzungen mit HCV-kontaminierten Nadeln keinen Nutzen.

Unmittelbar nach Exposition sollten beim Exponierten Anti-HCV und ALT (GPT) bestimmt werden. Wenn möglich, sollte beim Index-Patienten eine quantitative HCV-RNA-Bestimmung erfolgen. Im Verlauf sollte nach 2 bis 4 Wochen eine HCV-RNA-Bestimmung durchgeführt werden und diese bei negativem Ergebnis nach 6 bis 8 Wochen wiederholt werden.

Klinik:

Infektiosität

  • Eine Übertragung von HCV ist möglich nur von Mensch zu Mensch möglich durch:
  • Kontakt mit kontaminiertem Blut (z.B. bei i.v. Drogenabusus, Stichverletzungen)
  • sexuelle Übertragung (im Allgemeinen geringeres Übertragungsrisiko)
  • vertikale Transmission von der Mutter auf das Kind in Abhängigkeit der mütterlichen Virämie in 1-6%

In Abhängigkeit von der Virämie kann HCV auch in anderen Körperflüssigkeiten nachweisbar sein (Speichel, Schweiß, Tränen etc.) – eine Ansteckung auf diesen Wegen ist jedoch sehr unwahrscheinlich.

Therapie

Sowohl die akute als auch die chronische Hepatitis C können antiviral behandelt werden. Auf Grund der hohen Chronifizierungsrate der Hepatitis C und dem guten Ansprechen auf eine antivirale Therapie sollte auch eine akute Hepatitis C bei persistierend virämischen Patienten bezüglich einer Therapie evaluiert werden. Die Dauer einer Therapie hängt von der HCV-RNA-Viruskonzentration 4 und 12 Wochen nach Therapiebeginn und dem Genotyp ab. Gesichert ist, dass der Genotyp 1 schlechter auf eine antivirale Therapie anspricht.

Absolute Kontraindikationen für eine Therapie sind aktueller Alkoholabusus sowie Schwangerschaft und Stillzeit.

Meldepflicht

  • Es besteht eine Arztmeldepflicht nach IfSG bei Verdacht, Erkrankung und Tod an akuter Virushepatitis (an das zuständige Gesundheitsamt).
  • Für den Nachweis von HCV (indirekt oder direkt) besteht eine Labormeldepflicht nach IfSG, soweit keine Information über eine bekannte chronische Hepatitis-C-Infektion vorliegt.

Schwangere

Übertragungshäufigkeit

HCV kann von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Die Häufigkeit liegt in Abhängigkeit von der Virämie im mütterlichen Blut zwischen 1 bis 6%. Koinfektionen (v.a. HIV) erhöhen das Risiko auf bis zu 36%.

Testung bei Schwangeren

Auf Grund der in Deutschland recht niedrigen Prävalenz von HCV-Infektionen, einer niedrigen vertikalen Transmissionsrate und dem Fehlen wirkungsvoller Maßnahmen zur Verhinderung einer HCV-Infektion des Kindes wird ein generelles Screening in der Schwangerschaft nicht empfohlen. Getestet werden sollten aber Schwangere mit Risikofaktoren (HIV-Infektionen, i.v. Drogenkonsum in der Anamnese, Bluttransfusionen vor 1992, Promiskuität).

Welche Untersuchungen sind zum Nachweis/Ausschluss einer kindlichen Infektion nötig?

  • Kinder HCV-RNA-positiver Mütter sollten zu mindestens 2 verschiedenen Zeitpunkten auf HCV-RNA untersucht werden. Bei Untersuchungen im ersten Lebensmonat ist zu beachten, dass die Sensitivität des HCV-RNA-Nachweises nur bei 22% liegt, da eine Virämie noch nicht nachweisbar sein kann. Jenseits des ersten Lebensmonats hat die PCR dann eine Sensitivität von 90-97% bei einer Spezifität von 97-98%.
  • Antikörpertests sind in den ersten Lebensmonaten nicht aussagekräftig (auf Grund maternaler Leih-Antikörper). Eine Infektion lässt sich mittels Antikörpernachweis erst bei Antikörper-Persistenz über den 18. Lebensmonat nachweisen.

Dürfen HCV-infizierte Mütter ihr Kind stillen?

Die nationale Stillkommission rät bei einer alleinigen HCV-Infektion nicht vom Stillen ab, sofern keine Entzündungen oder Verletzungen der Mamille vorliegen.