Cytomegalievirus (CMV)

CMV ist in Europa die häufigste Ursache kongenitaler Infektionen mit kindlichen Schäden.

Diagnostik

Indikation

Symptomatik

Labor-Diagnostik

Hinweis

V.a. akute Infektion

Häufig symptomlos
Mononukleose-ähnliches Krankheitsbild mit Fieber, Hepatitis mit Transaminasenerhöhung (häufig), Lymphadenopathie, Lymphozytose

Serologie

DD: EBV, Toxoplasmose, Virushepatitis, HIV

Schwangere

Screening

1. Serostatus in der Frühschwangerschaft
Warum in der Frühschwangerschaft testen?

2. Bei Seronegativität auf  Hygienemaßnahmen achten und Kontrolle ca. alle 8 Wochen
Warum seronegative im Verlauf testen?

Serologie

IGEL-Leistung

V.a. Primärinfektion oder Reaktivierung

Unspezifische grippale Symptome

Serologie
Ggf. PCR (Fruchtwasser)

 

Immunsupprimierte

V.a. Reaktivierung/ Primärinfektion
z.B. interstitielle Pneumonie (bes. Knochenmarktransplantierte), Enteritis, CMV-Retinitis (bes. HIV-Infizierte), Enzephalitis

PCR (EDTA-Blut)
pp-65-Ag (EDTA-Blut)
Ggf. Serologie

pp-65-Ag muss innerhalb von 24h bearbeitet werden (Präanalytik!).
Negative Serologie schließt Infektion nicht aus (beeinträchtigte Ak-Bildung).

Neugeborene

Indikation bei nachgewiesener, aber auch schon fraglicher CMV-Infektion/-Reaktivierung der Mutter in der Schwangerschaft und/ oder Klinik, da ein Großteil bei Geburt asymptomatisch ist, aber Spätfolgen auftreten

PCR innerhalb der
ersten 10-14 Lebenstage
(Urin, EDTA-Blut, kein Nabelschnurblut!)

Nach dem 14. LT ist keine Unterscheidung mehr zwischen konnataler und postnatal erworbener (häufig, durch Muttermilch) Infektion möglich!

Hinweis: Zunächst IgG-/ IgM-Ak-Bestimmung, bei Reaktivität ggf. erweiterte Diagnostik mittels IgG-Avidität und IgM- und IgG-Immunoblot.

Übertragung

CMV wird bei engen Kontakten durch Sekrete wie z.B. Speichel, Muttermilch, Urin, Zervixsekret, Sperma und auch diaplazentar übertragen. Eine Infektion ist auch durch Organtransplantation oder Bluttransfusionen möglich.

Therapie

  • Spezifische Therapie bei Immungesunden nicht erforderlich.
  • Zu Therapiemöglichkeiten in der Schwangerschaft siehe „Schwangere“.
  • Bei Immunsupprimierten wird eine antivirale Therapie eingesetzt. Prophylaktisch ist eine Hyperimmunglobulingabe oder eine antivirale Therapie möglich.

Immunität

  • Wie alle Herpesviren persistiert CMV nach Primärinfektion lebenslang. Reaktivierungen/ Reinfektionen verlaufen bei Immunkompetenten i.d.R. subklinisch.
  • Es besteht kein Nestschutz für Neugeborene. Eine Impfung ist z. Zt. nicht möglich

Schwangere

Wann besteht Gefährdung?

  • Besonders für seronegative Schwangere (ca. 50 % der Schwangeren)
  • Größte Gefährdung für seronegative Zweitgebärende mit Kleinkindern im Kindergarten Infizierte Säuglinge und Kleinkinder können CMV über den Speichel und Urin monate- bis jahrelang ausscheiden und beim Umgang mit kleinen Kindern kommt es häufig zu Kontakt mit diesen Körperflüssigkeiten

CMV kann grundsätzlich in jeder Phase der Schwangerschaft von der Mutter auf den Fetus übertragen werden, die schwersten Komplikationen treten jedoch bei Primärinfektion in der ersten Schwangerschaftshälfte auf. Bei Reaktivierungen oder Reinfektionen besteht nur ein sehr kleines Risiko für eine Übertragung der Infektion auf das ungeborene Kind (0,5% bis 3%).

Warum in der Frühschwangerschaft testen?

  • Zur frühen Identifizierung Schwangerer, die für eine Primärinfektion gefährdet sind
  • In den ersten 20 Schwangerschaftswochen besteht die größte Gefährdung für den Fetus (schwere Komplikationen wie Hörverlust und mentale Retardierung)
  • Seronegative Schwangere sollten besonders auf Hygienemaßnahmen achten

Warum bei seronegativen Schwangeren im Verlauf testen?

  • Maternale CMV-Infektion häufig ohne klinische Symptome oder nur unspezifische Symptomatik (Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Müdigkeit)
  • Nachweis einer Serokonversion ist die sicherste Möglichkeit einer Diagnosestellung
  • Bei rechtzeitiger Diagnosestellung gibt es Behandlungsmöglichkeiten in der Schwangerschaft, um das Risiko für Folgeschäden beim Kind zu senken (CMV-Hyperimmunglobulin, bislang noch „off-label-use“). Hinweis: Diagnostik beim Neugeborenen muss in jedem Fall erfolgen (PCR innerhalb der ersten 10 Lebenstage, Überwachung der Entwicklung).

Häufigkeit

Vorbeugende Hygienemaßnahmen

Es gibt zur Zeit zwar keine Möglichkeit eine konnatale CMV-Infektion sicher zu verhindern. Das Risiko einer Übertragung kann aber durch vorbeugende hygienische Verhaltensweisen gesenkt werden.

  • Kein Essen, Trinken oder Geschirr mit kleinen Kindern teilen.
  • Nicht die Zahnbürsten mit Kleinkindern teilen.
  • Kleine Kinder nicht auf den Mund küssen.
  • Generell sollten die Hände häufig und gründlich mit Seife gewaschen werden, insbesondere nach Folgendem: Windel wechseln, Kleinkinder füttern oder die Nase putzen, Umgang mit Spielzeug von Kleinkindern.
  • Oberflächen und Spielzeug, die Kontakt mit Urin oder Speichel von Kleinkindern haben, reinigen.

Immunsupprimierte

Bei Immunsupprimierten können sowohl durch eine Primärinfektion als auch eine CMV-Reaktivierung schwere Krankheitsverläufe auftreten. Bei V.a. eine akute Erkrankung ist zu beachten, dass der Antikörper-Nachweis von untergeordneter Bedeutung ist, da bei vielen immunsupprimierten Patienten die Bildung der Antikörper beeinträchtigt ist. Dies kann auch bei vorher nachweisbaren IgG-Ak-Titern zum Absinken der Antikörper unter die Nachweisgrenze führen. Zur Abklärung akuter Krankheiten sollte daher primär ein direkter Erregernachweis mittels PCR und der pp-65-Ag-Nachweis (Präanalytik beachten) durchgeführt werden. Der Nachweis von pp-65-Antigen aus Leukozyten sollte aus einer möglichst frischen Blutprobe durchgeführt werden, die spätestens innerhalb von 24 Stunden im Labor untersucht werden sollte.

Weitere Suchbegriffe: Zytomegalie Zytomegalievirus ZMV